Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Autor: Fritjof Gunkel, Heft 23/2012

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Yachttest der Bavaria cruiser 33

Bavaria cruiser 33: Klein und schnell

Zugegeben: Man kann darüber diskutieren, ob es sinnvoll oder gar ratsam ist, bei fast 30 Knoten Wind auf einem Boot wie der Bavaria Cruiser 33 noch einen Gennaker hochzuziehen. Tatsache ist aber, dass dies geht, und zwar erstaunlich problemlos. Danach mit knapp 12 Knoten Speed im vollen Surf die Wellen abzureiten ist aber auch für Bavaria- Produktmanager Daniel Kohl bisher ein Novum und „absolut rekordverdächtig“.

Für einen YACHT-Test sind die Wind- und Wetterbedingungen eben nicht immer wunschgemäß. Wie es beim Segeln nun mal ist: Man nimmt, was geboten wird. Bavaria Yachtbau präsentiert mit der Cruiser 33 nicht nur ein neues Schiff, sondern legt damit auch gleich den Grundstein für die Komplettüberarbeitung der aktuellen Tourenlinie für die kommenden Jahre.

Das Einsteigermodell Bavaria Cruiser 33 macht den Auftakt, danach wird das Flaggschiff Cruiser 56 folgen. Genauso hatten die Giebelstädter vor drei Jahren die gegenwärtige Tourenlinie neu aufgelegt. Die Cruiser 32 (Test YACHT 22/2009) hatte damals für Furore gesorgt, nicht nur wegen ihrer zahlreichen und zum Teil gewagten Innovationen, sondern ins- besondere durch ihre eigenständige, aber auch polarisierende Optik. Die neue, jetzt stark überarbeitete Formensprache kommt von Design Unlimited. Die Briten haben auch schon dem jüngst frisch aufgelegten Vision-Programm einen charakterstarken Auftritt verpasst.

Bavaria cruiser 33: Das Design

Sie arbeiten wieder mit betont geschwungenen Linien und vermeiden Ecken und Kanten. Im Falle der kleinen Cruiser 33 steht dies dem Schiff sehr gut. Anstelle der auffällig kleinen und streng rechtwinkligen Fensterflächen beim Vorgängermodell fallen diese beim neuen Schiff deutlich größer und auch gerundet aus.

Den Aufbau ziert nun eine lange, dunkel getönte und sehr gut zum Riss passende Scheibenleiste. Nicht nur optisch ist dies schon mal ein echter Gewinn für das neue Boot. Vom Vorgängermodell Cruiser 32 übernommen hat Bavaria lediglich den Rumpf sowie die große Badeklappe, die schon vor drei Jahren die Maßstäbe in der Klasse neu definiert hat.

Mittlerweile musste die Konkurrenz vor allem in Form der Dufour 335 Grand’Large und aktuell auch die neue Hanse 345 nachziehen und bietet ebenfalls große Heckplattformen. Bei der Bavaria cruiser 33 wird der Klappmechanismus für das mächtige Formteil mittels unauffällig integrierter Gasdruckfedern unterstützt. Das Öffnen und Schließen braucht deshalb nur wenig Kraft.

Bavaria cruiser 33: Deckslayout

Alles andere ist neu: vorab das komplette Deck. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist das Cockpitsüll erheblich gekürzt worden, was es möglich macht, den Steuerbereich deutlich großzügiger zu gestalten. Die Duchten formen sich im achterlichen Bereich rund um das Rad und schließen nach außen hin bündig mit dem Laufdeck ab. Somit kann sich der Rudergänger jetzt besser, komfortabler und vor allem auch mit mehr Halt positionieren und hat beim Segeln überdies besseren Überblick. Beim Vorgängermodell Cruiser 32 war nur die Steuerposition auf den Sitzbänken einigermaßen bequem. Außerdem musste man über die Duchten steigen, um vom Heck aus ins Cockpit zu gelangen. Beim neuen Boot ist das An-Bord-Kommen nun weniger umständlich. Auch wurde die Steuersäule neu geformt und fällt weniger wuchtig aus. Und die Steuermechanik und die Selbststeueranlage sind nicht mehr in einer GFK-Box unter dem Cockpittisch untergebracht, sondern werden direkt in die Konsole integriert. Somit können jetzt die Mitsegler auf den Cockpitduchten komfortabler und mit mehr Beinfreiheit sitzen.

Bavaria cruiser 33: Simples Handling

Nach einem aktiven und spaßgeladenen, aber dennoch sicher abgerittenen Surf unter Gennaker muss die Bavaria Cruiser 33 den langen Weg zurück gegen den starken ablandigen Wind antreten. Anfänglich verhält sich das Boot mit gerefftem Groß in den hohen, steilen Wellen noch recht bockig, was aber nicht der Schiffsform, sondern naturgemäß seiner Länge geschuldet ist. Je näher das Land kommt und je kleiner die Wellen werden, desto schneller und steifer segelt die kleine Bavaria. Bei teilweise deutlich über 20 Knoten Wind kreuzt das Boot im Test dauerhaft mit 6,5 Knoten (GPS-Messung) auf einem Winkel von 42 Grad zum wahren Wind. Das ist sehr gut für ein Boot dieser Größe und sogar etwas mehr, als die theoretisch ermittelten Leistungsdaten gemäß VPP-Diagramm vorrechnen. Für das neue Boot haben die Konstrukteure von Farr Yacht Design den Kiel und das Rigg wieder ein paar wenige Zentimeter nach vorn versetzt. Damit soll das Schiff ausgewogener segeln. Auch die Dimensionen, die Position und die Ansteuerung des Ruderblatts sind tadellos. Der Steuermann freut sich über eine gute Kontrolle und angenehme Rückmeldungen am Rad auf allen Kursen.

Bavaria cruiser 33: Cockpitlayout

Konservativ, aber bewährt und funktionierend zeigt sich das Layout im Cockpit: Fallen am Niedergang, Genua- und Gennaker-Schoten über die Winschen auf dem Süll. Speziell ist einzig die Großschotführung. Die Sechsfachtalje endet auf einem sehr stabilen und im Cockpittisch integrierten Stahlbügel.

Damit greift der Schotzug in einem vorteilhaften Winkel an, was die Funktion des Travellers zwar nicht ersetzt, aber dennoch ein gutes Stück weit kompensiert. Auch ist die Schot gut bedienbar und selbst vom Steuermann noch zu greifen. Vorbildlicher Weise baut Bavaria einen Achterstagspanner (Schottalje) schon ab Werft an. Beim Testschiff war der Block der Hahnepot allerdings sehr tief am Stag angepresst.

Die Züge stören beim Steuern. Aufgrund der außen an den Schiffsrumpf gebolzten Püttinge bleibt die Genua auf eine Überlappung von 106 Prozent reduziert. Dafür sind die Schotwagen für die Holepunkte nicht auf dem Laufdeck, sondern auf dem Kajütdach montiert. Diese Anordnung hat Bavaria mit der Vorstellung des Vorgängermodells Cruiser 32 als Novum gezeigt und damit einen Trend in der Klasse ausgelöst. Der Vorteil: Die Schotwege bleiben denkbar kurz, und das Wenden der Genua ist auch bei viel Wind fast ohne zusätzliche Winschenarbeit möglich. Zudem bleibt das Laufdeck unverbaut, und der Kajütaufbau darf etwas breiter ausfallen, was wiederum dem Volumen unter Deck zugutekommt. Sportliche Segler können sich auch einen Gennaker oder einen Code Zero dazu ordern, entweder als Einzelposten oder auch im Rahmen von recht sinnvollen Optionspaketen, welche Bavaria für alle möglichen Bedürfnisse und Ansprüche zusammen- stellt.

Bavaria cruiser 33: Unter Maschine

Nach dem Test schiebt der standardmäßig eingebaute, 19 PS starke Diesel von Volvo Penta das Boot zurück in den Hafen. Ausgestattet mit dem zweiflügligen Festpropeller, lässt sich die kleine Bavaria ausnehmend gut manövrieren. Die Beschleunigungen rückwärts und vorwärts sind geradlinig, ein Radeffekt fällt kaum ins Gewicht. Zudem reagiert das Schiff sofort auf die Befehle an Ruder und Maschine. An der Schallisolierung sollte die Werft aber noch arbeiten. Der Lärmpegel von 77 Dezibel bei Marschfahrt in der Achterkabine liegt nach YACHT-Definition über dem Grenzwert.

Bavaria cruiser 33: Unter Deck - Mehr Licht - Schöneres Wohnen

Unter Deck bleibt das generelle Layout unverändert. Im Vergleich zu den achtern extrem breiten und voluminösen Konkurrenzbooten (Hanse, Dufour) ist der Linienriss der Bavaria cruiser 33 gemäßigt, eher konservativ. Die Option auf eine Version mit drei Kabinen wie bei der neuen Hanse 345 kommt damit nicht infrage. Es bleibt beim Zweikabiner mit einer Nasszelle. Die nur vermeintliche Gleichgestaltung des Interieurs im Vergleich zum Vorgängermodell muss aber bei genauerem Hinsehen und Abmessen neu eingeschätzt werden. Bavaria hat vor allem im Detail viel geändert und auf Kundenwünsche reagiert. So auch auf die Kritik im YACHT-Test der Cruiser 32 bezüglich der zu klein ausgefallenen Vor- schiffskoje. Die ist jetzt deutlich größer geworden und erfüllt nun selbst die Komfortansprüche von zwei erwachsenen Personen. Dafür hat Bavaria das Hauptschott und das Achterschott jeweils um zehn Zentimeter zurückversetzt. Die monierte eingeschränkte Höhe in der Achterkabine unter dem Cockpitboden konnte ebenfalls entschärft werden. Jetzt stehen dort 43 Zentimeter lichte Höhe statt der bisherigen 25 Zentimeter zur Verfügung. Erreicht hat Bavaria dies mit einer Neustrukturierung der Bodengruppe, die jetzt insgesamt flacher ausfällt, sich aber weiter in die Breite erstreckt. Damit liegen die Bodenbretter tiefer, und auch die Innenraumhöhen sind im Vergleich etwas größer.

Wie außen, kommt Bavaria nun auch beim Innenausbau wieder auf die runderen, geschmeidigeren Formen zurück. Die Handläufe sind beim neuen Schiff jetzt nicht mehr aus Stahl, sondern aus massivem Holz gefertigt. Die Einbauten sind weniger kantig und müssen auch nicht mehr zwangsläufig rechtwinklig ausfallen. Das hinterlässt insgesamt einen sehr hübschen und auch wieder deutlich schiffigeren Gesamteindruck, speziell beim Testschiff in der Ausbauvariante mit Teakholz. Alternativ sind Möbelfurniere mit Mahagoni oder Eiche erhältlich, dazu gibt es zahlreiche Optionen für die Polsterungen.

Bavaria cruiser 33: Fazit

Mit einem Grundpreis von 74.850 Euro ist die Bavaria Cruiser 33 im Vergleich zum Vorgängermodell Cruiser 32 etwa 8.000 Euro teurer geworden. Die Werft begründet dies mit Mehrleistungen in den Bereichen Entwicklung, Grundausstattung sowie Qualität und verweist zudem auf die gestiegenen Rohstoffpreise für den GFK-Bau, welche eine Teuerung der Produkte zwangsläufig mit sich bringe. In der Konkurrenzübersicht bleibt die Bavaria damit aber immer noch sehr attraktiv.

Mit der neuen Cruiser 33 hat Bavaria die letzten Mängel seines Einsteigermodells konsequent ausgemerzt und kann jetzt zur Messesaison ein starkes, attraktives Gesamtpaket präsentieren. Einzig die gestiegenen Kosten könnten die Freude darüber etwas trüben. Wer aber vergleicht, wird den Aufpreis wohl akzeptieren.

 

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