Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Michael Good, Heft 19/2013

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Yachttest der Bavaria cruiser 41

Bavaria cruiser 41: Yachttest

Keine Verschnaufpause für die Yachtbauer in Deutschlands größter Werft: Bavaria zieht derzeit gerade eine beispiellos umfangreiche Überarbeitung seines gesamten Cruiser-Programms durch - und dies in Rekordzeit. Schlag auf Schlag werden seit dem Winter die neu überarbeiteten Typen präsentiert, angefangen mit der Cruiser 33 (Test in YACHT23/2012), gefolgt vom Flaggschiff, der Cruiser 56 (YACHT 9/2013). Die Arbeit am größten und kleinsten Modell der Linie sollte vorab zeigen, in welche Richtung das Komplett-Refit zielt. Jetzt frischt Bavaria die Yachten in den mittleren Segmenten auf. Die Cruiser 37 (YACHT 16/2013) hat es schon weit gebracht. Sie wurde für die Wahl zu Europas Yacht des Jahres 2013 nominiert, eine schöne und wichtige Anerkennung für Bavaria und ein Indiz dafür, dass der eingeschlagene Weg offenbar stimmt. Denn das Update der Linie ist mehr als nur optische Anpassung und Verbesserung im Detail.

Bavaria cruiser 41: Das neue Konzept

Konsequent hat die Werft aus Giebelstadt die letzten Makel der Vorgängermodelle ausgemerzt und auch die Anregungen vonseiten der Händler und Kunden lückenlos umgesetzt. Das Resultat am Beispiel der neuen Bavaria Cruiser 41: mehr Wohnkomfort innen, bessere Lösungen im Detail, tadellose Ausstattung und insbesondere ein markanter optischer Gewinn. Große und lange Aufbaufenster ersetzen jetzt bei allen neuen Typen die oft als "Schießscharten" verpönten zu kleinen Fenster der Vorgängermodelle, eine Hinterlassenschaft aus der ehemaligen Zusammenarbeit mit den Gestaltern von BMW Designworks USA.

Der Rumpf der Cruiser 41 bleibt wie bei allen Typen der neuen Serie unverändert. Anders als die Konkurrenz aus Frankreich verzichtet die Konstruktion von Farr Yacht Design auf die trendigen Kimmkanten (Chines) und zeigt sich auch bezüglich der Linienführung eher gemäßigt. Das Achterschiff ist nicht ganz so breit wie bei vielen anderen Tourenyachten im Wettbewerb, bietet aber ebenfalls die große Heckplattform.

Bei der Bavaria Cruiser 41 wurden auch der Kiel und das Ruderblatt vom Vorgängermodell Cruiser 40 (YACHT 20/2010) übernommen, eine gute und stimmige Konfiguration, wie die Tests beweisen. Das neue Boot haben wir auf dem holländischen Markermeer gesegelt. Das Flachwasserrevier bietet zwar oft gute Windverhältnisse, zeigt aber auch ein tückisches, fieses Wellenbild.

Bei etwa 18 Knoten Wind im Mittel hat die Cruiser 41 damit aber keinerlei Probleme. Der voluminöse Rumpf verdrängt prima und setzt sauber ein. Mit 6,5 Knoten marschiert die Yacht bei einem Winkel von 40 Grad zum Wind - eine tadellose Leistung. Und das, obwohl das Testboot mit dem optional erhältlichen Rollmast von Seiden ausgerüstet ist.

Das horizontal durchgelattete Großsegel von Elvström steht zwar recht gut, trotzdem lässt sich damit wohl nicht ganz dasselbe Potenzial abrufen wie mit dem herkömmlichen und besser trimmbaren Standard-Großsegel. Für die knackige Höhe am Wind ist aber auch die prima dazu passende Genua verantwortlich.

Die auf dem Kajütaufbau angebauten Holepunktschienen sorgen für enge Schotwinkel und für kurze Züge. Mit etwas Übung und gutem Timing lässt sich die kurz überlappende Genua in der Wende von Hand dichtnehmen. Winschen helfen nur noch beim Feintrimm. Komplett umgebaut hat Bavaria die Steuerung ihres 40-Fußers. Beim Vorgängermodell wurde die Ruderwelle über eine komplizierte Anlage mit Kettenzügen, Reduziergetriebe und Schubstangen angesteuert. Die Mechanik beim neuen Boot arbeitet dagegen mit kurzen Kabelzügen über große Umlenkrollen auf den Quadranten. Steuerung fällt damit direkter aus und lässt mehr Gefühl für die Druckverhältnisse am Ruderblatt zu. Dies zeigt sich auf der Vorwindstrecke unter Gennaker. Die Bavaria Cruiser 41 segelt auch mit fast zehn Knoten Speed immer noch kontrolliert und bleibt ausgezeichnet nach Druck steuerbar.

Bavaria cruiser 41: An Deck

Wenige Änderungen hat das Cockpit erfahren. Weg ist der Knick im Süll, der als wenig komfortabel bemängelt wurde. Die Steuersäulen fallen kleiner und schlanker aus, was ganz einfach nur schöner ist, dazu tragen sie auch keine Instrumente mehr. Kompass und GPS-Plotter sind gut sichtbar in den Cockpittisch integriert, die Elektrik wird vor dem Steuermann auf dem achtern abfallenden Süll montiert.

Die Deckel der Backskisten wurden für bessere Erreichbarkeiten umgeformt und vergrößert. Die Luke zur Vorschiffkabine ist vom Aufbau nach vorn auf das Laufdeck verlegt worden. Dies, weil die Fläche vor dem Mast vor allem im Charterbereich oft zum Festzurren des Dingis genutzt wird, wodurch die Luke blockiert bleibt. An ihrer neuen Position bietet die Luke bessere Zugänglichkeit und aus der Eignerkoje im Vorschiff eine prima Aussicht zu den Sternen.

Bavaria cruiser 41: Unter Deck

Überhaupt sind Sicht und Licht die tragenden Themen bei der Überarbeitung des Interieurs. Die großen und langen Aufbaufenster sowie eine zusätzliche Luke auf dem Aufbau über der Messe lassen jetzt spürbar mehr Helligkeit nach unten. Insbesondere der Salon macht einen einladend wohnlichen Eindruck. Die hellen Polster beim Testschiff passen ganz gut zu den Furnieren aus Bosse, einem Mahagoni-ähnlichen Holz.

Machbar wäre auch ein Innenausbau mit Eichen- oder Teakfurnieren, dazu sind wahlweise verschiedene Polsterfarben erhältlich. Das Layout bleibt beim neuen Bootweitgehend unverändert gegenüber dem Vorgängermodell. Die Drei-Kabinen-Version mit zwei Achterkammern ist weiterhin der Standard als Eigner- oder Charterboot. Als Alternative dazu arbeitet Bavaria derzeit noch am Ausbau einer reinen Eigner-Variante mit zwei Kabinen.

In diesem Fall würde die Achterkammer auf der Backbordseite als Stauraum und Backskiste genutzt und die Nasszelle hinten um eine abgeteilte Dusche erweitert. Im Standardlayout mit drei Kabinen fehlt auf der Cruiser 41 eine Duschzelle mit Abtrennung. Ein Manko im Vergleich mit dem Klassenstandard.

Tolle Arbeit haben die Planer und Yachtbauer von Bavaria beim Umbau der Vorschiffkabine geleistet. Das Bad vorn ist jetzt größer geworden. Beim Vorgängermodell war die Nasszelle für eine wirklich gute Nutzung zu klein. Dafür steht beim neuen Schiff etwas weniger Standfläche zur Verfügung, was aber kaum stört.

Dazu ist die schon bei der Cruiser 40 als besonders großzügig gelobte Vorschiffskoje nochmals ein ganzes Stück gewachsen. Das Doppelbett ist nun 2,18 Meter lang und misst 2,05 Meter auf Schulterbreite. Keine anderes Boot in der Längenklasse bietet vorn so viel Schlafkomfort. Und auch die Kojen in den Achterkabinen sind groß genug für zwei Erwachsene ihre Abmessungen liegen ebenfalls über dem Klassendurchschnitt.

Bezüglich Bau- und Ausbauqualität präsentiert sich die Bavaria Cruiser 41 entsprechend den neuen Werftstandards einwandfrei. Kleine Unschönheiten beim Prototypen - nicht ganz optimales Finish, noch unsaubere Kanten - sind wohl dem knappen Zeitbudget in der Fertigstellung geschuldet und in der Serie nicht zu erwarten. Vor allem die Möbel, aber auch viele GFK-Teile und Beschläge machen bei Bavaria jetzt wieder einen deutlich robusteren, hochwertigeren und langlebigeren Eindruck als noch vor Jahren.

Als besonders unerfreulich sticht einzig die unschöne und sehr unübersichtliche Verkabelung am Elektropaneel hervor. Die Drähte sind nur grob zusammengebunden und kaum beschriftet, ihr Verlauf hinter den Kulissen ist unergründlich. Ein wichtiger Punkt bleibt bei Bavaria Yachtbau ebenfalls unverändert: ihr Anspruch, im Vergleich das günstigste Angebot zu machen. Mit einem Grundpreis von 148630 Euro liegt die Cruiser 41 also mehr oder minder deutlich unter den Preisen der Konkurrenz. Die Zwölf-Meter-Klasse ist bei Eignern wie im Charterbereich ein sehr gefragtes, weil immer noch handiges Format. Der Markt ist dementsprechend attraktiv und immer sehr aktuell.

Bavaria cruiser 41: Fazit

Mit der Cruiser 41 zeigt Bavaria in diesem Segment zwar kein ganz neues Boot, aber ein echtes Meisterstück an Entwicklungsarbeit.

 

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