Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detallierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Autor: Fridjof Gunkel Heft 10/2014

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Yachttest der Bavaria cruiser 51

Bavaria cruiser 51: Im Yachttest

Fertig. Geschafft. Bavaria Yachtbau hat die ambitionierte Überarbeitung der gesamten Cruiser- Flotte mit der 51er abgeschlossen. Lediglich drei Jahre liefen die von BMW Group Designworks USA gestalteten Yachten zwischen 33 und 56 Fuß vom Band, dann sah sich das Werftmanagement bereits genötigt, Neues zu präsentieren. Man blieb bei der gelungenen konstruktiven Grundlage des renommierten und für gute Segelleistung bekannten Büros Farr Yacht Design aus den USA, modifizierte aber Interieur-Details und besonders das Deck. Die Gestaltung übernahm Design Unlimited aus London. Das Team ist üblicherweise in der Megayachtszene tätig und hatte auch schon für Hanseyachts gearbeitet.

Bavaria cruiser 51: Verbesserungen bei der neuen Bavaria cruiser 51

Deutlichste Maßnahme: weg mit den kleinen schießschartenähnlichen Scheiben und dem eingeknickten Aufbau, hin zu großen Fensterflächen und einem homogener wirkenden, flacheren Aufbau. Das wirkt eleganter, flüssiger, leichter und hat den Nebeneffekt von mehr Licht unter Deck. Was bleibt, ist ein hoher, voluminöser, breit auslaufender Rumpf, der für Seetüchtigkeit, viel Platz unter Deck und große Achterkabinen steht. Und der wie beim Vorgänger am einfachsten über die herabgelassene Heckplattform betreten wird. Das wuchtige GFK-Formteil, eine (glücklicherweise) vielfach kopierte Erfindung von Bavaria, ist auf der Cruiser 51 satte 2,25 Meter lang und einen Meter tief. Der Klappbalkon erleichtert den Zutritt, vergrößert die Cockpitfläche im Hafen und dient vor Anker als willkommene Badeplattform oder Terrasse für den Sundowner. Die Plattform liegt immer noch knapp 60 Zentimeter über der Wasseroberfläche, was eine gute Leiter nötig macht. Die ist mobil, solide, langt tief und wird eingehängt. Gummiringe sollen ein Aushebeln bei Welle verhindern. Abgekommen ist die Werft vom Gestänge mit Elektrospindeln, da unter das Heck klatschende Wellen der Mechanik schaden könnten. Die Zugbrücke wird per Dyneema-Leine und elektrischer Aufwickelwinsch bewegt.

Bavaria cruiser 51: Unter Segeln

Zum Test liegt die Cruiser 51 an der türkischen Agäis- Küste im Hafen von Grena Yacht Charter bereit, die auch als Bavaria-Händler tätig sind. Vercharterer sind seit jeher eine große Zielgruppe von Bavaria und dürften aufgrund der Größe und Kammerzahl besonders an dem neuen Modell Interesse haben. Da erscheint es fast kurios, dass die 51er besonders kleincrewtauglich konfigurierbar ist, wie sich beim Segeltest zeigt. Auf dem Boot war das optionale Trim-Control-Paket installiert. Dabei handelt es sich um Lewmars Revo-Winschen, elektrische Trommeln, die sich auf Knopfdruck holen und fieren lassen. Die beiden Genuawinden sind gekoppelt. Wenn eine geholt wird, fiert die andere automatisch, so lässt sich auf Knopfdruck wenden. Dabei muss der Steuermann sich jedoch an das Tempo der Winden anpassen und das Manöver etwas langsamer fahren, als er es intuitiv tun würde. Weiter im Paket enthalten ist eine Revo-Großschotwinsch, die ebenfalls für die Bedienung von beiden Seiten ausgelegt ist. Über die Elektrowinschen lässt sich außerdem die Genua aufwickeln und das Rollgroßsegel ein- oder ausrollen. Insgesamt eine gelungene Zusatzfunktion, die das Boot durch nur eine Person bedienbar macht, und dies kräfteschonend. Das Extra kostet jedoch knapp 19.000 Euro. Im Standard liefert Elvstrom konventionelle, horizontalgeschnittene Dacronsegel. Als Optionen sind durchgelattete oder rollbare Großsegel aus höherwertigern Tuch oder gar Membranen (Epex) möglich. Die Größen variieren dabei insgesamt um bis zu 16 Quadratmeter. Das Testschiff war mit rollbaren Epex-Segeln ausgestattet, die sich als sehr formstabil auch in Böen zeigten und ausgezeichnet standen.

Wind gab's denn auch genug:. 4 bis 5 Beaufort und bis zu eineinhalb Meter Welle sind durchaus Bedingungen, bei dem ein Schiff Schwächen zeigen könnte. Die Bavaria Cruiser 51 tat es aber nicht. Im Gegenteil: Sie fuhr typische ordentliche Wendewinkel von knapp unter 90 Grad und dabei eine saubere Geschwindigkeit von gut über 7 Knoten. Raumschots schraubte sich das Boot schnell auf 9, 10 und auch über 11 Knoten hoch, teils bei Einsatz des Gennakers.

Das Schiff machte dabei einen ungemein steifen Eindruck. Erstes Reffen ist vermutlich erst ab knapp 20 Knoten scheinbarem Wind nötig und somit recht spät. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass es für Schwachwind nicht untertakelt ist. Durch die doppelten Ruderblätter bleibt die Neue auch stets unter Kontrolle, einen Sonnenschuss müsste man regelrecht erzwingen. Der Ruderdruck bleibt gemäßigt und ist willkommen, die Steuerung mit eindreiviertel Umdrehungen auch unter schneller Gennakerfahrt noch direkt genug. Die Sitz- und Stehpositionen an den Rädern sind in Ordnung, für sicheren Stand und Abstützung helfen zwei aus dem Cockpitboden herausklappbare Fußflächen. Lediglich das geteilte Achterstag stört den Rudergänger zuweilen. Es wird im Standard per Kurbelspanner durchgesetzt, optional kommt ein Hydraulikspanner an Bord.

Das travellerlose Deckslayout mit auf dem Kajütdach montierten Genuaschienen ist simpel und funktional. Was in der Welle unter Deck noch auffällt: Das Boot knarzt oder ächzt nicht. Und selbst die Bodenbretter verursachen beim Begehen kaum unangenehme Geräusche. Unter Motor sind keine großen Auffälligkeiten zu registrieren. Das Schiff reagiert aus dem Stand aufgrund der fehlenden Anströmung der doppelten Ruderblätter durch den Propeller vielleicht etwas verzögert. Die Geräuschentwicklung unter Motor bleibt im Rahmen.

Bavaria cruiser 51: Unter Deck

Unter Deck setzt sich die recht simple, durchaus zeitlose Formensprache weiter fort. Und auch dort überzeugt die Neue. Die Platzverhältnisse, die Stehhöhen, die Dimensionierungen stimmen. Es gibt ausreichend Varianz, nicht nur beim Furnier. Achtern bleibt es in jeder Version bei identischen Kabinen. Im Vorschiff ist die große Eignerkabine durch ein Flexschott in zwei Kammern teilbar. Weiter lässt sich dort eine Stockbettkabine unterbringen. Es gibt in jedem Fall drei Bäder plus eine Einzeldusche. Das sichtbare Finish auf dem Testschiff war bis auf einen unschönen Stoß zweier Leisten in der Navigation sehr sauber.

Auch Blicke unter Bodenbretter und in üblicherweise nicht einsehbare Bereiche zeigten erstklassige Arbeit. Schön: Die Tanks sind in der Schiffsmitte unter den Bodenbrettern platziert - das konzentriert Gewicht und schafft Stauraum unter den Kojen. Frei gebliebener Platz in der immerhin bis zu 40 Zentimeter tiefen Bilge lässt sich gut als weiterer Raum beispielsweise für Getränke nutzen, dann müssten sich die Inspektionsdeckel aber sichern lassen. Ebenso wären höhere oder zusätzliche Schlingerleisten an den Ablageflächen hinter den Salonsofas und in der Pantry wünschenswert, um hier abgestellte Dinge bei starker Krängung und Welle an Ort und Stelle zu halten. Und wer in Nordeuropa segelt, wird sich noch eine dickere Scheuerleiste montieren lassen. Kleinkram.

Bavaria cruiser 51: Fazit

Die Bavaria Cruiser 51 ist eine klare Verbesserung des bereits gelungenen Vorgängermodells und eine noch härtere Konkurrenz für die drei anderen Großserienhersteller.

 

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