Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. (Autor: Michael Good, Heft 24/2019)

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Yachttest der Elba 45

Elba 45: Yachttest unter erschwerten Bedingungen

Für Urlaub und Erholung ist die Halbinsel Troia südlich von Lissabon ein wunderbares Stück Erde, mit hochprozentiger Sonnenwahrscheinlichkeit, kristallklarem Wasser und kilometerlangen, schneeweißen Sandstränden. Zum Segeln allerdings ist der beliebte Spot in Portugal ziemlich untauglich: Der Wind kommt von allen Seiten mit starken Böen, es gibt heftige Strömungen und das Ganze bis weit auf den Atlantik hinaus. Für den Test eines 45-Fuß-Fahrtenkatamarans sind die Bedingungen zumindest schwierig.

Die beim YACHT-Probeschlag erhobenen Leistungsdaten sind also mit Vorsicht zu genießen. Dafür kann der neue Elba 45 von Fountaine Pajot eindrücklich vorführen, wie schnell er auf die häufigen Winddreher zu reagieren vermag und wie agil sich der immerhin 14 Tonnen schwere Zweirumpfer unter Segeln bewegen lässt; auch das ist aussagekräftig. Die Wendewinkel - das lässt sich dennoch festhalten - liegen bei etwa 100 Grad, und in den wenigen Phasen mit konstanteren Windbedingungen um 12 Knoten schafft der Elba 45 etwa 6, 1 Knoten Speed hart am Wind.

Elba 45: Neues Modell

Die Katamaranbauer in Aigrefeuille bei La Rochelle haben den Elba 45 im Frühjahr dieses Jahres unter der Typenbezeichnung New 45 angekündigt. Erst zur Weltpremiere im September auf der Messe in Cannes wurde das neue Modell mit seinem endgültigen Namen offiziell vorgestellt. Der Neue von Fountaine Pajot kommt als Nachfolger für den Helia 44 aus dem Jahr 2013, welcher insbesondere im Yachtchartergeschäft immer noch beliebt ist und oft nachgefragt wird.

Die Konstruktion aus dem Hause Berret/ Racoupeau und auch die Optik des neuen Typs entsprechen in weiten Teilen dem kleineren Astrea 42 (Test in YACHT 12/2018) und dem nur wenig größeren Saona 4 7 (YACHT 10/2017}. Damit ist die Produktfamilie von Fountaine Pajot unter 50 Fuß Länge jetzt wieder aktualisiert, und sie kommt optisch sehr homogen und eigenständig daher. Dazu passt, dass die Franzosen auch beim jüngsten Schiff weiter an den bewährten Merkmalen festhalten, so zum Beispiel am vergleichsweise weit vorn stehenden Rigg mit einer größeren überlappenden Genua. Alternativen dazu bietet Fountaine Pajot nicht an. Auch bleibt es beim seitlich auf halber Höhe installierten Steuercockpit, während die wichtigsten Wettbewerber dem Trend zum Ruderstand auf der Flybridge selbst bei den kleineren Segmenten bereits gefolgt sind (siehe Trendreport ab Seite 82 in diesem Heft).

Elba 45: Segeln und Genießen

Beim Elba 45 wird die Flybridge auf dem Oberdeck als großzügig arrangierter LoungeBereich sowie als Sonnenliege genutzt. Der Großbaum ist hoch genug angeschlagen, um die Gäste auf der oberen Etage in den Manövern nicht zu gefährden, solange sie sitzen oder liegen. Eine weitere Zone für Genuss und Entspannung befindet sich auf dem Vordeck, wo das geräumige Front-Cockpit mit zusätzlichen Sonnenliegen ergänzt werden kann. Kunden müssen aber wissen, dass sie die schön gemachten und bequemen Polster mit den klappbaren Kopfteilen nur als Option gegen Aufpreis bekommen oder diese zusammen mit anderen Annehmlichkeiten in Ausstattungspaketen gebündelt sind.

Der Steuerstand ist, wie bei Fountaine Pajot üblich, zweigeteilt. Die Position des Rudergängers ist etwas zurückversetzt, während die Fallen, Schoten und Trimmleinen vom am Kajütaufbau bedient werden, wofür drei Winschen zur Verfügung stehen. Diese Einteilung hat den Vorteil, dass im Cockpit bei den Manövern zwei Segler gleichzeitig aktiv sein können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Aber selbst im Einhand-Modus ist der Elba 45 gut zu beherrschen, weil sowohl die Radsteuerung wie auch alle Leinen von einer zentralen Arbeitsposition im Durchgang noch gut erreichbar sind. Ruderstand und Flybridge sind sowohl vom Laufdeck wie auch über eine Treppe aus dem Gästecockpit zugänglich.

Elba 45: Noch Verbesserungspotential

Arbeiten muss Fountaine Pajot jedoch an einer ausgewogeneren Abstimmung der Lenkmechanik. Bei unserem Testboot - der Baunummer 1 - fühlte sich die Steuerung schwergängig, zugleich aber auch schwammig an. Obendrein war im System zu viel Spiel vorhanden. Für die langen Wege vom Steuerstand zu den Ruderwellen verbaut die Werft Bowdenzüge, und die beiden Quadranten sind unter Deck mit einer Schubstange verbunden. Ansonsten sind die technischen Installationen an Bord vorbildlich, auch für die Wasserversorgung sowie für Elektrik und Motorisierung. Die Anlagen sind gut erreichbar, Leitungen und Kabel sind durchweg sauber gekennzeichnet.

Am großen Teakholz-Tisch im Außencockpit können bis zu neun Personen bequem sitzen und sind durch das mächtige, weit überstehende Biminidach auch bei Schlechtwetter und Regen gut geschützt. Eine Rundumverkleidung (Kuchenbude) gibt es als Option. Die hydraulisch absenkbare Badeplattform am Heck hat Fountaine Pajot als Novum beim Saona 47 vorgestellt. Die flexible Bühne mit einem Hub von 1, 10 Metern kann mit speziellen Auflagen als Transportlager für das Beiboot dienen und wird mittlerweile auch von der Konkurrenz kopiert. Der Aufpreis dafür ist allerdings happig, er beträgt rund 18.000 Euro.

Elba 45: Neue Dimensionen

Einen neuen Ansatz verfolgt Fountaine Pajot bei der Gestaltung des Salons. Die Navigation - bisher ein fest integrierter Bestandteil des Ausbaus - ist beim Elba 45 bis auf eine sehr kleine Ablagefläche beim Eingang zum Salon reduziert. Hier kann man, wenn überhaupt, nur im Stehen arbeiten, und für eine Seekarte reicht der Platz nicht mehr.

Vom Quasi-Wegfall der Navigation profitiert die Pantry, die in ihrer Gesamtheit über zwei Teilbereiche seitlich und am Durchgang zum Außencockpit nicht nur in Sachen Arbeitsflächen und Stauraumangebot nun Maßstäbe in der Klasse setzen kann - so viel Platz bietet keines der Konkurrenzboote, selbst in den nächstgrößeren Längensegmenten nicht.

Die grau-braunen Alpi-Furniere für den Innenausbau wie beim Testschiff haben keine spezifische Bezeichnung; und die Werft bietet hier auch keine Alternativen an. Die weißen Oberflächen der hochglanzlackierten Abdeckungen und Fronten passen jedenfalls gut dazu.

Der Ausbau in den Rümpfen bleibt auch beim Elba 45 konservativ mit Varianten als Eignerboot (drei Kabinen, drei Nasszellen) oder als Charterversion mit vier Kabinen und vier Toilettenräumen. Die Bäder verfügen durchgängig über einen abgetrennten Duschbereich. In der Längenklasse ist dieser Ausbau der Standard und wird auch bei den ähnlich großen Wettbewerbern Lagoon, Leopard oder Nautitech so umgesetzt.

Preislich erweisen sich die Angebote aus den großen marktführenden Werftserien in diesem Segment als ähnlich, nicht zuletzt, weil ein erheblicher Teil der Neuproduktion in die internationale Yachtcharter geht und dort die Preise eine noch bedeutendere Rolle spielen als auf dem Eigner-Markt. Fountaine Pajot macht hier keine Ausnahme und reiht sich mit dem Elba 45 entsprechend in den finanziellen Rahmen ein, auch bezüglich der Zusatzkosten bis zum Preissegelfertig und zum Komfortpreis nach YACHT-Definition.

Der Konkurrenzkampf geht in eine weitere Runde. Es ist und bleibt spannend.

 

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