Der hier veröffentlichte Text ist der Website der Zeitschrift "boote" entnommen. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, sowie präzise technische Angaben. Autor: Peter Lässig am 26.10.2017

Yachttest der Sealine C330

Sealine C330: unter Deck

Je nach Wetter, Lust und Laune bleibt die Heckfront offen oder geschlossen Unter Deck bieten zwei Kabinen und ein Bad vier Personen – vorzugsweise einer vier­köpfigen Familie – den notwendigen Komfort für längere Ausfahrten. Unser Testboot erlaubt sich keine Schwächen hin­sichtlich der gesamten Verarbeitung, alles bewegt sich auf hohem Niveau. Dank transparentem Schiebedach bleibt über Backbord die Seitensicht gut erhalten und in der entgegengesetzten Richtung muss man sich nur etwas bücken, um unter dem Rahmen der Seitentür hindurchblicken zu können. Betreten wird das Boot am einfachsten und sichersten achtern über die Plattform. Der Wohntrakt unter Deck ist mit Bugkabine, ordentlichem Bad mit Dusche samt WC und separater Unterflurkabine ausgestattet. Angesichts des Raumangebotes kom­men nirgendwo Beklemmungen auf. Die Raummaße, Steh- und Sitzhöhen passen, und man ist stets von Licht umflutet. Reichlich Stauraum auf und unter Deck ist man bei Sealine gewohnt.
 
Ebenfalls gelungen ist der Salon mit Dinette, Fahrstand und Pantry. Wobei Letztere bei hochgeklapptem Heckfenster auch als Bar für die Gäste auf der Cockpitsitzbank fungiert. Der Skipper sitzt auf einem ordentlich dimensionierten Schalensitz. Bis auf das hochklappbare Sitzkissen ist er nicht verstellbar. Kritik gilt dem inneren Aufbau, da die Backbordsitzwange unangenehm drückt. Ansonsten passt alles, da der gestaffelte Armaturenträger mit Instrumenten gut bestückt und einwandfrei ablesbar ist. Auch die Bedienelemente sind dort, wo sie hingehören. Beifahrer sitzen gegenüber auf der L-Sitzbank am Tisch.

Sealine C330: unter Maschine

Zwei Motoren garantieren zugleich auch wendiges Verhalten, wenn ein Getriebe im Vorwärts- und das andere im Rückwärtsgang läuft. Wenn dann noch ein Bugstrahlruder (Extra) eingebaut ist, bereiten einem weder Seitenwind noch Querströmungen beim An- und Ablegen Probleme. Mit beiden Getrieben auf Voraus oder Zurück durchmessen Vollkreise in langsamer Fahrt nicht mehr als 1 ½ Bootslängen.
 
Die in voller Fahrt ausgeführten 180°-Wenden absolviert die Sealine C330 innerhalb von knapp drei Bootslängen
Die langsamen Passagen fahren wir mit 6 kn Fahrt (1.200 U/min), damit die vom Boot erzeugten Wellen keine bedrohliche Höhe annehmen. Beim Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt – Antriebe ganz beigetrimmt und Trimmklappen auf Nullstellung – bleibt die Voraussicht bis auf einen kurzen Moment erhalten. Die minimale Gleitfahrt messen wir bei 17 kn Fahrt.
 
Bei Vollgas bleiben die Motoren 100 U/min unter der maximalen Drehzahl und als Höchstgeschwindigkeit loggen sich gut 30 kn im GPS ein. Eine Tankfüllung reicht in langsamer Fahrt für eine theoretische Nonstop-Fahrt von 523 sm plus 15 % Reserve. Als wirtschaftliche Gleitfahrt ermitteln wir motorenschonende 3200 U/min, wobei etwa bis zu 164 sm Strecke möglich sind, bevor es an die Reserve geht. Damit deckt sich un­se­re Messung mit der Werft­angabe, die Drehzahlen von 3150 U/min als "Eco-Fahrt" bekundet. Die Sealine C330 erfüllt dennoch nicht unsere Reichweitenforderung von 200 sm plus Reserve.
 
Dafür misst der Schalldruck im Salon bei geschlossener Heckfront und Vollgas nicht mehr als 79 dB(A) und im Cockpit 85 dB(A). Während der enger verlaufenden Kreisfahrten neigt sich die C330 zum Kurvenmittelpunkt, bremst sich allmählich bis zur unteren Gleitgeschwindigkeit von allein ab und nimmt nach dem Herauslenken wieder unverzüglich Fahrt auf.

Sealine C330: Fahreigenschaften

Die in voller Fahrt ausgeführten 180°-Wenden absolviert die C330 innerhalb von knapp drei Bootslängen, ohne dass der Rumpf schaukelt oder einhakt. Bleibt dabei die Trimmung der Antriebe in optimaler Stellung, ist alles noch mit einer Setzbewegung verbunden.
 
Beim Slalomtest bringen wir das Testboot deutlich spürbar, aber ungefährlich über die Längsachse zum Schaukeln. Wenn man das Ruder verreißt, geht es nach kurzer Pendelbewegung ohne Zicken in die gewünschte Richtung.

Sealine C330: Technik

Eine große Cockpitbodenluke gibt den Zugang in den Motorraum frei, eine Trittstufe unterstützt den Einstieg. Man erreicht alles, was für Kontrolle und Service notwendig ist. Die technischen und elektrischen Installationen passen. Die Batterien stehen gut gehaltert in Boxen, und der Strom dazu wird per Knopfdruck über Relais unter dem Fahrersitz geschaltet.
 
Dort haben auch die Thermosiche­rungen ihren Platz. Einen unter dem Fahrstand angeordneten Elektronik-Technik­raum sieht man sonst nur auf größeren Booten. Abgesehen von den guten Fahreigenschaften punktet das Boot außerdem mit einer Schiebetür neben dem Fahrer, durch die er schnell das breite und tief angeordnete Seitendeck erreichen kann. Das an Backbord ist hoch und schmaler.
 
Dadurch kann der Skipper das Boot allein an der Springklampe belegen. Dass die Kraftstoffvorfilter im Motorraum mit Wasser­alarmsensoren versehen sind, bewerten wir – wie die Handlenzpumpe und die Feuerlöschanlage – mit "gut". Ein Kompass ist Standard, das Echolot nicht, das führt zur Abwertung.
 
Bis auf die Badeplattform, wo nur die Rückenlehne der Hecksitzbank Halt bietet, sind die strategisch passend angeordneten Haltemöglichkeiten innen und außen gut. Anstelle einer fest montierten Badeleiter samt Haltegriff gibt es auf dem Testboot eine zum Einstecken; eine Notstufe fehlt allerdings.

Sealine C330: Fazit

Die C330 hat genügend Raum für vier Personen – sogar um darauf einen längeren Urlaub zu verbringen. Durch die angenehmen Fahreigenschaften eignet sich das Boot für jedermann. Beeindruckt haben uns die Fensterfronten und die Seitentür neben dem Fahrer. Mit ihren vielen guten Ideen bietet die C330 einiges, was man eigentlich von größeren Booten erwartet.

 

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