Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Online-Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können den vollständigen Artikel auf der Webseite der YACHT lesen. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten, sowie präzise technische Angaben. Autor: Hauke Schmidt, 08.05.2023

Yachttest der X 4.3

Die Entwicklung des Erfolgsmodells

Als 2016 die X 4.3 auf den Markt kam, hieß sie noch X4 und war die Keimzelle der aktuellen Pure-X genannten Modellreihe, die damals zwischen der Fahrtenreihe Xc (Cruising) und Xp (Performance) platziert wurde. Mit der Einführung weiterer Größen bekam der 41-Füßer später die Bezeichnung X 4.3 und wurde zum Erfolgsmodell.

Das Frappierende dabei: Obwohl Rumpf und Deck neu sind, fällt es schwer, die beiden Generationen optisch auseinanderzuhalten. Das liegt auch daran, dass sich bei den Kerndaten kaum etwas getan hat. Die Länge wuchs zwar um 17 Zentimeter, das ist aber der verlängerten und nun serienmäßigen Gennakernase aus Kohlefaser geschuldet. Die Wasserlinie hat lediglich um zwei Zentimeter zugelegt. Die größte Veränderung betrifft die Breite – nominell sind es nur vier Zentimeter, aber der Rumpf behält die volle Breite jetzt bis zum Heck. Dadurch ist der Spiegel rund einen halben Meter breiter, was deutliche Auswirkungen auf den Platz im Cockpit und in den Achterkammern hat.

Mehr Formstabilität

Laut X-Yachts stand bei der Designänderung aber weniger der Platz als die größere Formstabilität des Rumpfes im Vordergrund. Das neue Design soll bei Lage deutlich mehr aufrichtendes Moment entwickeln und so Böen noch besser abfangen. Der Tiefgang liegt unverändert bei 2,20 Metern, allerdings ist das neue Boot laut Spezifikationen rund 550 Kilogramm schwerer als die Vorgängerversion.

Wie sich die Veränderungen in der Praxis bemerkbar machen, konnten wir auf der Ostsee vor Heiligenhafen testen. Dabei stand die erste, an den Werfteigner Ib Kunøe gelieferte Baunummer zur Verfügung. Das Boot war mit Extras ausgerüstet, u.a. dem optionalen, einen Meter höheren Kohlefaserrigg nebst Furlerboom und dem 2,5 Meter tief gehenden Performance-Kiel. Außerdem 3Di-Segel von North inklusive Gennaker, Teakbelag auf Seitendecks und Aufbau sowie Upgrades bei der Beschlagsausstattung und beim Motor, einem ausfahrbaren Bugstrahlruder und diversen Einzelposten im Interieur. Zum Standard gehören dagegen u. a. ein Rodrigg mit unter Deck installierter Rollanlage und der komplette Landanschluss nebst Ladetechnik, eine elektrische Ankerwisch und ein besonders effizienter und leiser Kühlkompressor mit Wasserkühlung.

Hochwertige Fertigung

Wie bei allen Pure-X-Modellen besteht der Rumpf aus einem Glasfaser-Schaumsandwich und wird im Vakuum-Infusionsverfahren mit Epoxidharz produziert. Um die maximale Festigkeit des Harzes zu erreichen und ein späteres Schrumpfen des Laminats zu verhindern, wird der fertige Rumpf rund 24 Stunden bei 80 Grad getempert. Die Kiel- und Riggkräfte nimmt ein verzinkter, in den Rumpf integrierter Stahlrahmen auf. An diesem lässt sich das Boot auch per Heißauge ohne Gurte kranen.

Neben dem von uns gesegelten T-Kiel mit 2,50 Meter Tiefgang stehen der Standard-T-Kiel mit 2,20 Meter Tiefgang und ein L-förmiger, 1,85 Meter tief gehender Flachkiel zur Wahl. Bei allen besteht die Flosse aus Gusseisen und die Bombe aus Blei. Die Kiele werden in einer Form mit einem Epoxidlaminat ummantelt, das sorgt für eine optimale Profilierung und den nötigen Korrosionsschutz des Gusseisens. Das Deck fertigen die Dänen klassisch im Handauflegeverfahren mit Polyesterharz, wobei auch hier ein Schaumkern zum Einsatz kommt.

Diese X-Yacht unter Segeln

Zurück zur Praxis: Nach dem dank Elektrowinsch und Rollbaum sehr komfortablen Segelsetzen folgte eine spektakulär unspektakuläre Kreuz. Einmal eingestellt, zieht die X 4.3 mit einem wahren Windeinfall von 43 Grad und gut 7,2 Knoten Boatspeed sauber an der Windkante nach Luv, wobei sie auch der böige Wind zwischen 12 und 19 Knoten nicht aus der Ruhe bringen kann.

Hier machen sich das aufrichtende Moment des tiefen Kiels und die hohe Stabilität des breiten Hecks bemerkbar. Das Boot rastet bei rund 15 Grad Lage ein und beschleunigt nur noch. Dieser Krängungswinkel passt auch optimal zu den ausklappbaren Fußstützen des Steuermanns.

Volle Kontrolle

In Kombination mit einem einzelnen Ruderblatt ist ein breites Heck nicht unproblematisch. Bei starker Krängung besteht die Gefahr, dass die Flosse aus dem Wasser gehebelt wird, worauf fast unweigerlich ein Strömungsabriss und Sonnenschuss folgen. Um diesem Risiko zu begegnen, hat die X 4.3 ein vergrößertes Blatt mit veränderter Vorbalancierung bekommen. Dadurch bleibt das Boot einerseits sehr lange kontrollierbar, der Steuermann bekommt andererseits aber auch eine sehr prägnante Rückmeldung über die Druckverhältnisse. Soll heißen: Die Steuerkräfte mahnen deutlich zur Änderung des Trimms, lange bevor die Situation kritisch werden könnte. Ein ähnliches Verhalten hatten wir schon wenige Tage zuvor bei der kleineren Schwester X 4.0 beobachtet. Regattacracks mögen sich daran etwas stören, weniger erfahrenen Steuerleuten erleichtert diese Abstimmung aber das Steuern und Trimmen der Yacht, zumal die Strömung am Blatt wirklich sehr robust anliegt. Uns ist es selbst unter Gennaker nicht gelungen, die Grenzen des Ruders auszuloten. Mit einem beherzten Steuereingriff ließ sich das Schiff jederzeit sicher abfangen.

Apropos Gennaker: Durch die längere, fest angeklebte Nase kann das Raumwindsegel etwa sechs Prozent größer ausfallen als auf dem Vorgängermodell. Das Testboot war mit einem vergleichsweise flachen Segel mit Top-down-Furler und im Vorliek integriertem Anti-Torsionskabel bestückt. Angesichts der Windverhältnisse und der guten Kontrolle hätte das Boot auch ein noch kraftvolleres Segel vertragen. So ließ sich nur beim Anspitzen an der Neun-Knoten-Marke kratzen.

Verbesserungen im Detail

Nachgelegt haben die Dänen in der Ergonomie und der Beschlagsausstattung. Beim alten Modell war die Sitzhöhe für den Steuermann knapp, da er direkt auf dem Seitendeck Platz nehmen musste. Dieses Problem löst eine leichte Deckserhöhung, die dem Verlauf des Cockpitsülls folgt. Damit stimmt der Abstand für die Unterschenkel, und nicht jeder Tropfen Wasser, der auf dem Seitendeck nach achtern läuft, landet am Hosenboden des Steuermanns.

Ebenfalls verbessert wurde die Position der Großschotwinschen. Sie sind weiter achtern platziert, wodurch man im Einhandbetrieb besser daran arbeiten kann. Trotzdem reicht der Raum zwischen Winsch und Rad noch für einen dezidierten Großschottrimmer. Mit 46-facher Untersetzung sind die Winden von Harken gut dimensioniert. Dank aufgewertetem Schlitten von Ronstan, größeren Schotblöcken und zusätzlicher Untersetzung lässt sich auch der Traveller gut trimmen. Die Genuawinschen weiter vorne auf dem Süll sind vom Rad aus nicht erreichbar. Außerdem sind im Standard dort ebenfalls 46er-Modelle installiert, was etwas knapp ist. Dort sollten besser die optionalen 50er-Winden gewählt werden. Zumindest wenn man mit der vorgesehenen 106-Prozent-Genua unterwegs ist. Eine Selbstwendefock lässt sich ebenfalls ordern. Der für die Schiene nötige Rezess ist im Deck vorgesehen und wird in der Grundausstattung durch eine Abdeckung verschlossen, um Schmutzansammlungen zu verhindern. Die Seitenlinie des Aufbaus ist so gut wie unverändert, die Genuaschoten laufen aber nicht mehr verdeckt, und auch die Führung der Holepunktverstellung wurde modifiziert, was etwas weniger elegant wirkt. Geblieben sind die breiten, gut begehbaren Laufdecks. Zusammen mit dem niedrigen Aufbau ergibt sich vom Steuer aus eine sehr flache und übersichtliche Ansicht. Dank der rund zehn Zentimeter weiter außen positionierten Räder hat man eine noch bessere Sicht ins Vorsegel. Der Seitenwechsel von einem Rad zum anderen gelingt noch gut, gleichzeitig gewinnt der Durchgang satte 20 Zentimeter.

Mehr Platz unter Deck

Deutlich zugelegt haben die Staufächer im Heck. Sie profitieren nicht nur von der zusätzlichen Breite, sondern auch vom um rund sechs Zentimeter angehobenen Cockpitboden. Die Backskiste an Steuerbord wurde ebenfalls etwas vergrößert, wohingegen das Staufach an Backbord der Kopffreiheit in der Achterkammer geopfert wurde. Dort sind auch die größten Veränderungen am Interieur zu verzeichnen. Die zusätzliche Breite schafft deutlich mehr Raum. Der geliftete Cockpitboden und eine veränderte Innenverkleidung ergeben fast zehn Zentimeter mehr Kopffreiheit. Dadurch konnte auch die Koje etwas angehoben werden, was für etwas mehr Liegefläche sorgt. Mit einer von uns gemessenen Schulterbreite von 1,53 Metern und einer Länge von knapp zwei Metern sind die Achterkammern nun tatsächlich passable Doppelkojen. Theoretisch wären sogar noch breitere Liegeflächen möglich, der Raum zur Bordwand wird aber durch eine strukturelle Versteifung des Rumpfes begrenzt. Erfreulich: Der Fußraum ist nicht nur ausreichend breit, sondern auch hoch genug. Dank vergrößerter Rumpffenster, jeweils einem Fenster zum Cockpit und einer Decksluke ist es in den Kammern zudem sehr hell, und es kann gut gelüftet werden. Als Stauraum steht jeweils ein Schrank sowie eine große Schublade und ein Fach unter den Kojen zur Verfügung. Der Rest ist durch Technik belegt. Die relativ große Freifläche an der Bordwand lässt sich auf Wunsch mit einer Seekoje oder einem offenen Regal ausrüsten. Ebenfalls erwähnenswert: Die Maschine und der Saildrive sind durch zwei Serviceklappen und abnehmbare Verkleidungen von den Achterkammern aus sehr gut erreichbar, aber zugleich auch gut gekapselt. Unsere Schallmessung bei Marschfahrt von 7,5 Knoten ergab als Maximum 72 Dezibel (A) achtern in Kojenhöhe. Im Salon waren es lediglich 67 Dezibel und im Vorschiff gerade einmal 60 Dezibel.

Komfort wie man ihn erwartet

Das Testboot ist mit drei Kammern und zwei Nasszellen ausgebaut. Das heißt, die Steuerbord-Achterkammer fällt etwas kleiner aus und ist durch die hintere Nasszelle zu erreichen. Dabei lässt sich die Kammer durch eine Tür vom Waschraum trennen, während die Waschraumtür wahlweise zum Salon oder zum abgetrennten Dusch- und Toilettenraum schließt. Diese Aufteilung gab es bereits beim Vorgängermodell und ist zum Beispiel auch bei Dehler zu finden. Die veränderte Rumpfform beschert dem achterlichen Waschraum etwas mehr Volumen, was aber hauptsächlich an der Tiefe des Spiegelschranks und dem damit verbundenen Plus an Stauraum zu merken ist. Deutlich auffälliger ist die Abkehr von den freistehenden Porzellanbecken hin zum klassischen Waschtisch mit integriertem GFK-Becken. „Die Designwaschbecken sehen schick aus, waren in der Praxis aber doch etwas unpraktisch“, so X-Yachts-Händler Torsten Schauer. Das Layout von Pantry und Salon ist gegenüber dem Vorgängermodell unverändert. Die Kombüse bietet reichlich gut organisierten Stauraum und eine ordentliche Arbeitsfläche. Wie erwähnt, ist schon im Standard ein wassergekühltes Kühlschapp verbaut. Auf Wunsch lässt es sich um ein Tiefkühlfach erweitern. Außerdem kann im Pantryblock ein zusätzlicher, 65 Liter fassender Kühlschrank installiert werden. Eine Mikrowelle und eine ausziehbare Nespressomaschine stehen ebenfalls auf der Optionenliste. Deutlich verbessert haben sich die Lüftungsmöglichkeiten durch die Aufbaufenster. Statt fest eingeklebter Scheiben sind nun Einzelrahmen montiert. Dank überstehender Scheiben wirkt die Konstruktion von außen wie ein durchgehendes Fensterband. Tatsächlich bestehen die Scheiben aber aus vier Segmenten, von denen sich jeweils immerhin zwei pro Seite öffnen lassen und so für Querbelüftung sorgen. Diese sinnvolle Lösung ist auch auf der kleineren Schwester X 4.0 und bei einigen anderen Werften zu finden.

Der Navigator muss mit Enge leben

Selbst auf einem 41-Füßer erfordern drei Kammern und zwei Waschräume Kompromisse. Bei der X 4.3 betrifft das vor allem die Navigation. Der Tisch fällt sehr klein aus und hat ein Fach, in das selbst Sportbootkarten nur gefaltet hineinpassen. Außerdem ist die Sitzposition nicht wirklich bequem. Die Rumpfrundung bedingt einen erhöhten Fußraum – die Folge: Die Sitzhöhe schrumpft. Außerdem fehlt es durch das Rückenpolster an Breite, um gerade vor dem Tisch zu sitzen. Wer einen vollwertigen Navigationsplatz haben will, muss auf die Steuerbord-Achterkammer verzichten. Bei dieser Layout- Variante ist die hintere Nasszelle nach achtern verschoben. So entsteht Raum für einen großen Navitisch mit eigenem, in Fahrtrichtung angeordneten Sitzplatz. Bei allen Versionen gleich gut gelöst ist das vom Vorgängermodell bekannte Arrangement des Salons. Die Sitzgruppe nimmt mit einer Länge von 2,23 Metern einen relativ großen Teil des Bootes ein. Das wirkt großzügig und schafft auch bei voller Kammerbelegung genügend Sitzplätze zum Essen. Nach wie vor eine der besten Klapp­lösungen am Markt ist der Salontisch der X. Er hat nicht nur eine gute Größe, sondern ist auch stabil und kommt ohne wackelige Spezialbeschläge oder Stützen aus. Staumöglichkeiten bieten die durchlaufenden, nach unten öffnenden Oberschränke. Unter den Kojen gibt es kaum Platz, da dort gewichtsgünstig Diesel- und Wassertank sowie die Verbraucherbatterien verbaut sind.

Vorn ist der Eignerbereich

Die mit Abstand komfortabelste Kammer der X 4.3 ist das Vorschiff. In der getesteten Version lässt sich die vordere Nasszelle so vom Salon separieren, dass der Eignerbereich vollständig autark ist. Bei der Größe des Waschraums muss man Abstriche machen, so lässt sich beispielsweise die Toilette nicht abdecken und wird beim Duschen zwangsläufig mit gewaschen, was angesichts der Bootsgröße aber nicht ungewöhnlich ist. Außerdem sind alle Flächen gut versiegelt und glatt, sodass sie sich leicht wieder trockenlegen lassen. Angesichts des eigenen Bades fällt die Bewegungsfreiheit in der Kammer gut aus, und der Stauraum dürfte so schnell auch nicht ausgehen. Neben dem großen Schrank auf der Steuerbordseite bietet vor allem die Koje ungeahntes Volumen. Der Kopfteil des gut dimensionierten Inselbetts lässt sich, von Gasdruckfedern unterstützt, bequem aufklappen und gibt zwei sehr große Fächer frei. Davor ist der Einbau eines ausfahrbaren Bugstrahlruders vorgesehen. Die Akkus dafür passen noch unter den Boden der großen Staufächer. Sollte dieser Schrankraum noch nicht reichen, lassen sich umlaufende Schapps ordern. Die Eignerkammer ist aber nicht nur groß, sondern auch sehr hell und luftig. Je nach gewählter Schlafrichtung kann man durch das Skylight direkt in den Sternenhimmel schauen oder durch die Rumpffenster den Sonnenaufgang genießen.

Nicht nur ein Update

Alles in allem ist die neue X 4.3 ein gelungenes Update, in dem mehr steckt, als die starke Ähnlichkeit mit dem Vorgängermodell erwarten lässt. Die aufgewerteten Beschläge und das leicht veränderte Layout verbessern die ohnehin schon gute Bedienbarkeit. Das breite Heck schafft deutlich mehr Platz im Cockpit und den Achterkammern, ohne sich beim Segeln negativ bemerkbar zu machen. Zudem überzeugt die Bauausführung sowohl in der GFK-Verarbeitung als auch bei den Holzarbeiten. Raue oder unversiegelte Schnittkanten, ungleichmäßige Spaltmaße oder schlechte Passungen sucht man auf der X vergebens. Die Qualität stimmt auch auf den zweiten Blick. Gleiches gilt für die Installation von Leitungen, Tanks und Kabeln. Allerdings behält die neue 4.3 auch eine andere X-Yachts-Eigenschaft bei: Günstig ist sie nicht.

Fazit Yachttest X 4.3

Die neue X 4.3 bietet einen guten Kompromiss zwischen Fahrtenkomfort und Segelleistung. Das Steuerverhalten erleichtert den Umgang mit dem sportlichen Boot. Die Bauqualität ist hoch.

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