Dufour 460 GL: Durchdacht, Variantenreich
Mit geräumigen Yachten dieser Größenordnung richten sich führende Hersteller wie Dufour nicht ausschließlich an Eigner, sondern zielen auch auf den Chartermarkt ab. Für die neue 460 bietet Dufour dafür eine Ausbauvariante mit vier Doppelkabinen (zwei davon im geteilten Vorschiff ) und dazu vier – wenn auch sehr kleine – Toilettenräume an. Innerhalb der Konkurrenz setzt nur Jeanneau mit der Sun Odyssey 479 auf ein Layout mit vier Kammern, bei dem ebenfalls jede Kabine über ein eigenes Bad mit WC verfügt. Für Chartergäste könnte dies ein Thema sein.
Die Standardausführung bleibt aber das Eignerschiff mit einer äußerst geräumigen Vorschiffskabine. Das Inselbett ist hier zwei Meter lang und im Bereich der Schultern 1,56 Meter breit. Zwei Erwachsene finden darauf ausreichend Platz zum Schlafen.
Angenehm: Das Bad mit abgetrenntem Duschbereich und die Toilette sind in zwei separaten Räumen untergebracht. Weniger schön dabei ist jedoch, dass die WC-Schüssel fast lächerlich klein ausfällt. Eine größere ist zwar erhältlich, aber nur gegen Aufpreis.
Bei den Typen 500 GL und 560 GL baut Dufour eine Pantry in zwei Nischen vorn direkt am Hauptschott ein, ohne Alternativen. Zumindest im Großserienbau und innerhalb der Konkurrenz bietet Dufour dieses Layout als einzige Werft an. Bei der neuen 460er können die Kunden dagegen wählen. Möglich ist (wie auf dem Testschiff ) eine Küche vorn am Hauptschott. Als Variante gibt es die lange Pantryzeile seitlich im Salon. In dem Fall wäre auch eine dritte Nasszelle machbar. Das U-Sofa mit dem Salontisch findet dann auf der Backbordseite Platz (s. Risszeichnungen o. l.)
Hingegen bleibt es achtern bei zwei symmetrischen Doppelkabinen. Eine große, von innen und von außen erreichbare Backskiste anstelle einer Achterkammer bietet Dufour auch als Ausbauoption für Eigner nicht an. Diese werden deshalb möglicherweise eine der beiden Räumlichkeiten zu einem stattlichen Stauraum umfunktionieren wollen. Vom Cockpit aus wäre er allerdings auch weiterhin nicht zugänglich.
Dufour 460 GL: Viel Luft, Viel Auswahl
Als vorbildliches Detail lassen sich die Navigation und der dazugehörende Hocker beliebig verschieben. Auf diese Weise kann das Sofa auf der Steuerbordseite auch als zusätzliche Koje genutzt werden. Am Salontisch finden bequem bis zu sechs Personen Platz. Die zentrale Sitzbank ist fest am Boden angeschraubt und dient zudem als willkommene Festhaltemöglichkeit unterwegs. Weitere gut greifbare Handläufe bringen zusätzliche Sicherheit.
Ungewöhnlich viele und große Fensterflächen in Aufbau und Rumpf sowie zwei große Panoramafenster sorgen tagsüber für ein lichtdurchflutetes Interieur. Auch die Möglichkeiten zum Lüften sind vorbildlich. Allein im Salon finden sich nicht weniger als sieben Luken, die allesamt geöffnet werden können.
Der Ausbau des Testschiffs in hellem, gekalktem Eichenholz ist eine mögliche Variante. Dufour verbaut für das Interieur auf Kundenwunsch auch Mahagoni oder Teakholz. Überdies wählt der Kunde die Art des Fußbodens, das Material der Polsterbezüge und die Farbe für die seitlichen Wegerungen in Salon und Kabinen. Beim Testboot sind die seltsamerweise in Blau gehalten, eine optisch neue Spielart.
Dufour 460 GL: Laute Bretter, Kleine Mängel
Stauräume finden sich auf der Dufour reichlich, sie sind auch gut zugänglich. Zudem wurden die Schränke in den Kabinen komplett mit Holz ausgekleidet, damit der Inhalt nicht direkt am GFK der Schale aufliegen kann. Was aber fehlt, sind Unterbringungsmöglichkeiten für Reisetaschen oder andere sperrige Sachen. Die Bereiche unter den Kojen und unter den Sofas im Salon sind mit Wasser- und Dieseltanks sowie technischen Installationen weitgehend belegt.
Die Bau- und Ausbauqualität entsprechen dem Standard für Boote aus den großen Werftserien. Kleine Unschönheiten wie zum Beispiel unstimmige Spaltmaße oder nicht bearbeitete Schnittkanten beim Mobiliar sind heutzutage vielfach zu konstatieren, sie haben ihre Ursache im Preis- und Zeitdruck der Massenproduktion.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Kojenbretter sind deutlich zu dünn und biegen sich unter dem Gewicht der Schläfer durch. Das Resultat sind störende Knarrgeräusche, die die Nachtruhe beeinträchtigen können. Und die Bodenbretter passen nicht überall gut zusammen. Zudem knarzen sie unter Belastung.
Dufour 460 GL: Stimmiger Preis, Gutes Paket
Mit einem Basispreis von 240 610 Euro ordnet Dufour seinen neuen Tourer im vergleichbaren Umfeld der französischen Konkurrenz von Jeanneau und Beneteau ein. Die Angebote aus Deutschland von Bavaria Yachtbau und Hanseyachts fallen zunächst etwas günstiger aus, unter Berücksichtigung der Ausstattung ab Werft liegen sie aber im ähnlichen Rahmen.
Mit der Nominierung der 460 GL zur Wahl als Europas Yacht des Jahres 2015 haben die Franzosen von Dufour bereits ein frühes Lob für ihr jüngstes Schaffen erhalten. Das runde Konzept hat es verdient, die Umsetzung bis zum fertigen Schiff auch.