Yachttest der Moody DS 54
Moody DS 54: Kantig und Solide
Seit mittlerweile sechs Jahren baut die ostdeutsche Hanseyachts AG nun schon Moody. Die ehemals klassischen Fahrtenschiffe aus England wurden unter der neuen Führung zu modernen Wohnyachten umgebaut. Das Konzept: Polarisierend, fast ein wenig revolutionär und nach der Vorstellung ihrer Väter perfekt fürs Fahrtensegeln geeignet. Entgegen des Trends im Yachtmarkt, die Modelle innerhalb kürzester Zeit zu erneuern, bleibt Moody da so konservative wie seinerzeit ihre englischen Macher. Das Äußere der bisherigen Modell DS 45 als Erstgeborene und der DS 62, die auf dem Rumpf der Hanse 630 basiert, blieb über die Jahre fast unangetastet. Jetzt kommt das lang erwartete Modell dazwischen: Die DS 54 soll die Lücke schließen und macht aus Moodys Decksalon-Range eine kleine Reihe.
Das kantige, fast fordernde Äußere will sich nicht anbiedern, ebenso wenig wie das schlichte Deckslayout oder das klare, helle Innendesign. Hier verzichtet das Schiff auf klassische SegelyachtAttitüden. Um den Aufbau verläuft zudem ein sicheres Laufdeck mit hochgezogenem Schanzkleid und einer massiven geschweißten Reling, die sich in ordentlichen Bögen um die Wanten und Genuaholepunkte windet. Alles soll solide sein auf dem Fahrtensegler, mit Gewichtseinsparung und damit größerer Performance hat die Langfahrtklientel zumeist die wenigsten Sorgen. Entsprechend ist das Gewicht: beeindruckende 24,5 Tonnen bringt die gut 17 Meter lange Moody leer auf die Waage. Fünf Tonnen mehr als die auf dem gleichen Rumpf basierende und gleichzeitig entwickelte Hanse 575. 220 Kilogramm sollen dabei nach Herstellerauskunft zu Lasten der großen Fenster gehen, eine weitere Tonne das Rigg mit den permanent gesetzten (aufpreispflichtigen) Rollsegeln wiegen. Das führt in Kombination mit lediglich sie ben Tonnen Ballast im Kiel unter Segeln oder vor Anker zu sanft schwingenden, wohl gedämpften Bewegungen einer ziemlich großen Masse, was dem Schiff und seinem Konzept recht gut tut.
Moody DS 54: Segeleigenschaften
Im Oktober haben wir während des Tests in Norditalien gut vier Beaufort, es ist traditionell der nasseste Monat im Jahr. Immer wieder schüttet es wie aus Eimern, beste Bedingungen für ein Fahrtenschiff mit einem großen Decksalon. Serienmäßig verzichtet die Moody auf zu viele Winschen, alle notwendigen Leinen sind achtern auf zwei elektrisehe Trommeln umgeleitet, davor steht jeweils eine kleine Batterie Hebelklemmen. Diese Anordnung funktioniert besser als vermutet und besser als bei mancher klassischen Yacht. Winschen und Klemmen lassen sich sowohl aus dem Cockpit, wie auch vom Laufdeck bedienen, lediglich zum Dichtholen müssen die Knöpfe auf dem Steuerpult gedrückt werden, daran gewöhnt man sich.
Das Groß rollt sich willig aus und lässt sich ebenso willig dicht nehmen, dasselbe gilt für die heute gewählte serienmäßige Selbstwendefock. Ein Meter Seegang verlangen von performance-orientierten Seglern Geduld und Umdenken; das Schiff braucht Druck in der Welle. Versucht man zu viel Höhe zu laufen, bremst es stark ab, realistisch ist daher ein Wendewinkel (bei den heutigen Bedingungen) zwischen 90 und 100 Grad; die Segel gäben mehr her. Zu viel Trimm ist bei dieser Besegelung zudem nicht zu machen: Das Schiff verzichtet auf einen Traveller und um den Anstellwinkel der Fock zu ändern, müsste der Anschlag auf der Selbstwendeschiene verstellt werden, also laufen lassen. Nicht zur entspannten Stimmung passen will, Sicherheit mit hohem Schanzkleid und durchgehend stählerner Reling. dass die doppelte Steueranlage mit ihren zwei getrennten Systemen nach unverhältnismäßig hohen Kräfte verlangt. Damit müssen sich die Konstrukteure für die Zukunft noch einmal auseinandersetzen, während des Tests fand sich dafür keine Erklärung. Ansonsten überträgt sich die zwangsweise verordnete Ruhe auf die Passagiere; das Segeln ist entspannt, das hohe Gewicht bringt wie erwähnt auch langsame Schiffsbewegungen mit sich.
Nichts passiert unverhofft, im Cockpit ist man weit, im Salon scheinbar sehr weit vom Geschehen entfernt. Das kann sensiblen Gemütern Sicherheit suggerieren und das Segeln des Partners tolerieren lassen. Kein schlechter Charakterzug für eine Segelyacht heutzutage. Durch die große offene Schiebetür lockt warmes Licht aus dem Salon, auch das Cockpit ist gut geschützt unter seinen zwei mächtigen Holmen, dazwischen hält ein Faltdach den Regen heute so wirksam ab, wie es das sonst mit der Sonne machen soll. Mit einem Schritt gelangt man den hellen Salon fast wie von der Terrasse ins Wohnzimmer. Der Regen trommelt von Ferne gegen die Sicherheitsglasscheiben, die ringsherum eine tolle Aussicht auf die Landsch~ ft ermöglichen. Eine Mischung aus direkter und indirekter Beleuchtung verbreitet eine anheimelnde Atmosphäre, die einen mit mehr Sicherheit zu umgeben scheint, als das Wetter draußen glauben machen könnte.
Moody DS 54: Großes Volumen, große Ausstattung unter Deck
Die Moody 54 DS ist ein Decksalonsegler reinsten Wassers, früher hätte man vielleicht auch Motorsegler dazu gesagt, 520 Liter Tankvolumen sprächen dafür. Ebenso die Werte unter Maschine: 150 PS schieben die Moody mit fast zehn Knoten durchs Mittelmeer, auch wenn die Nenndrehzahl von 3.000 Umdrehungen nicht ganz erreicht wird. Steil und trotzig ragen die Aufbauflanken nach oben und eröffnen einen fast barrierefreien Lebensraum zwischen Rudergängerbänken und Mast. Eine riesige Fläche, von der sich normalerweise über die Hälfte unter Deck befindet und kaum Aussicht bietet. Die Aufteilung? Wie auf einem Katamaran oder eben einer Motoryacht Kartentisch, Pantry und der Salon befinden sich in der von uns getesteten Version im Oberdeck, die Pantry gibt es optional auch ausgelagert einige Stufen tiefer im Vorschiff. Sicherlich ist für eine kleine Crew die getestete Version die praktikabelste, die Wege sind kurz, ständig ist man irgendwie in Sichtkontakt, was man durchaus als Sicherheitsplus werten kann. Unter Deckbefinden sich dagegen alle Kabinen und die Nasszellen, drei davon allein im vorderen Teil des Schiffes. Für konservative Einrumpfseglerist das eine gewöhnungsbedürftige Aufteilung, die aber durchaus Charme hat, wie in einem Haus sind die Schlafbereiche von den Lebensbereichen getrennt. Lediglich die optionale Achterkabine fallt aus dem Rahmen, sie ist mit eignem Bad auch als Crewkabine gedacht.
Ausstaffiert mit aller erdenklichen Technik vom Bus-System für die Elektrik, Sicherheitsglas, elektrischem Rollmast, auf Wunsch ebenfalls elektrische VorsegelRollanlagen bis zum Generator, hydraulischer Heckklappe oder einer Waschmaschine, einem ausklappbaren Heckstrahlruder, einem Weinkühler oder ausfahrbarer Bar und Fernseher ist die Moody DS 54 eine Art Großserienluxusyacht in Kleinserie. Sie profitiert auf der einen Seite von den Hanse-Fertigungsanlagen und dem gemeinsamen Einkauf (nebst eines verhältnismäßig niedrigen Preises), bietet aber auf der andren Seite die Möglichkeit nahezu jeder erdenklichen Individualisierung. Moody als Marke soll die Tür offen halten für den Trend zu größere Yachten in kleineren Stückzahlen, dem man mit den Brot-und-Butter-Yachten von Konzernmutter Hanse nicht begegnen kann. Das erklärt die derzeitigen relativ geringen Stückzahlen der Decksalon-Segler: Die kleinere Moody 45 DS bringt es auf rund 20 Einheiten pro Jahr, die 62 DS auf ein bis drei, für die 54 DS werden rund zwölf Stück im Jahr erwartet.
Moody DS 54: Fazit
Die DS 54 ist der Beweis, dass die Führung von Hanseyachts diesen Trend ernst nimmt. Sie istkein schneller Segler, eher ein sicheres Langfahrtschiff mit massiver technischer Unterstützung für kleine Crews. So ungewohnt das Konzept ist, mankönnteessich zum Verlängern der Saison durchaus auf der Nord- oder Ostsee vorstellen, gerade bei dem heutigen Wetter. Die meisten Schiffe gehen jedoch in warme Regionen - dann häufig ausgerüstet mit kräftigen Klimaanlagen.
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