Törnbericht 1: Rund um Mallorca von Friedhelm Budde
Lange haben wir diesen Törn herbei gesehnt. Ende September 2020 hat er stattgefunden. Ursprünglich wollten wir diesen Törn zu sechst oder zu siebt machen. Aufgrund der Covid 19 Epidemie bröckelte die Crew jedoch immer weiter zusammen. Am Ende blieben mein Sohn Pablo und ich. Sollten wir es wagen, den Törn mit einem 13-Meter-Schiff zu zweit zu machen? Mit einer Sun Odyssee 439? Der Vercharterer hatte nichts dagegen, also haben wir es gewagt. Später haben wir gesehen, dass auch andere Crews die gleichen Fragen hatten. Corona hat auch bei ihnen zu Rückziehern und zur Reduzierung der Crewstärke geführt.
Auslöser für die Idee, Mallorca zu umrunden, war bei uns beiden die wilde Fahrt der dänischen VO 70 "Trifork" im Sturmtief „Gloria“ im Januar 2020. Die „Trifork“ hatte unter ihrem früheren Namen „Ericsson 4“ bereits das Volvo Ocean Race 2008/2009 gewonnen. Im Sturmtief "Gloria" wurde sie von einer mutigen und weltumsegelungserfahrenen Crew genutzt, um den bisherigen Rekord der Inselumrundung, den 2005 die „UCA“ des Kielers Klaus Murmann aufgestellt hatte, um gleich vier Stunden zu unterbieten. Die „Trifork“ brauchte 13 Stunden und 15 Minuten.
Eine Umrundung Mallorcas mit Sturm und mit diesem Tempo war nicht unser Ziel. Wir wollten viele Stopps, um die schöne Insel zu genießen. Und wir hatten Glück. Eingebettet zwischen zwei ordentlichen Stürmen am Vortag und an unserem letzten Tag hatten wir wunderbare Tage auf See und in den zauberhaften Calas der Insel. Am Vortag des Törns wehte es heftig mit Böen bis zu 55 Knoten, entsprechend Windstärke 10, am letzten Tag wurden sechs bis acht prognostiziert (und sind auch eingetreten), so dass wir den Heimathafen Can Pastilla einen Tag vor der geplanten Rückgabe angesteuert haben. Geplant war eine Umrundung der Insel im Uhrzeigersinn, windbedingt sind wir jedoch gegen den Uhrzeigersinn gefahren.
Wir wollten nicht gleich am ersten Tag bei Windstärke 6, und vielleicht mehr, gegenan kreuzen. Diese Entscheidung hatte den Vorteil, dass das Schönste am Schluss kam, die beeindruckende Fahrt entlang der Tramuntana. Geplant war auch das Anlaufen mehrerer Häfen, doch die Calas waren so schön, dass wir es häufig vorgezogen haben, dort vor Anker zu bleiben. Der Wind war vier Tage mit uns, am fünften Tag Windstille, am sechsten zunächst Gegenwind und dann wieder schwächelnd, so dass wir am Ende auch ordentlich motoren mussten, um rechtzeitig vor dem angekündigten Sturm zurück zu kommen und das Schiff zurück zu geben.
So waren wir am sechsten Tag, abends um 22 Uhr im Heimathafen Can Pastilla zurück und haben am letzten Tag einen "Hafentag" eingelegt, an dem wir den Anblick der Wind- und Kite- und sonstigen Surfer am Strand vor Can Pastilla genossen haben, die bei Windstärken von 6-8 Beaufort erst zu ihrer richtigen Form auflaufen.
Unser erster Hafen mit der Sun Odyssee 439 "Jason": Sa Rapita. An unserem ersten Segeltag Windstärke 4-6, in Böen 7, in der Nacht noch ein paar Sturmböen und auch Regen, morgens (siehe Foto) war alles wieder ruhig, Windstärke 3-4.
Das Cabo Salinas ganz im Süden der Insel, am zweiten Segeltag umrundet.
Felsenküste im Südosten zwischen Cala Figuera und Porto Petro, kurz vor dem Einlaufen in die Cala Mondragó.
Die zauberhafte Cala Mondragó, in der wir in der zweiten Nacht vor Anker lagen, zusammen mit vier anderen Yachten, hier der Blick nach Osten mit der Abendsonne im Rücken.
Cala Mondragó später am Morgen, nach unserem Bad im Meer. Das Wasser hat im September noch eine sehr angenehme Badetemperatur.
Weitere beeindruckende Wohnhäuser in hervorragender Lage auf der Felsenküste, hier bei Porto Colom.
Cabo de Pera, der östlichste Punkt der Insel, umrundet am vierten Segeltag.
Das Cabo Formentor mit faszinierenden Wolken, im Norden Mallorcas, am vierten Tag.
Sa Foradada, südlich von Port Sóller, ein kleines Kunstwerk der Natur.
Immer wieder sahen wir diese schöne Ketsch, "Tiziana". Wir laufen wie "Tiziana" und auch andere unter Motor, denn wir haben Gegenwind. Kreuzen gegen den Wind würde uns immer wieder von der Küste wegführen.
Da schlagen zwei Herzen in einer Brust, das des Seglers und das des Bergliebhabers. Heute hat das Herz des Bergliebhabers gewonnen (im Canal de Menorca war es das Seglerherz, da haben wir uns weit von der auch nicht uninteressanten Küste entfernt).
Cabo de la Mola bei Port Andratx, Blick von Norden
Dragonera, die kleine Insel im Westen Mallorcas, liegt achteraus. Hier hätte die Windrichtung gestimmt, um noch einmal die Segel auszurollen, doch der Wind ist zu schwach, weshalb wir weiterhin motoren müssen. Dennoch haben wir es mit einer ordentlichen Dünung, also einer recht bewegten See zu tun.
Der Leuchtturm am Cap de Cala Figuera. Dieses Kap gilt es zu umrunden und wir sind in der Bucht von Palma angekommen. Von dort aus sind es auch unter Motor noch knappe zwei Stunden bis zu unserem Heimathafen.
So romantisch sah die Bucht von Palma vom Balkon unserer Freunde Dionisio und Gloria gesehen aus, als wir sie an unserem letzten Segeltag durchquerten, um dann gegen 22 Uhr im Heimathafen San Antonio de la Playa festzumachen.
Ein Blick am letzten Tag, dem Hafentag, über die Mole des Heimathafens San Antonio de la Playa in Can Pastilla. Hier tummeln sich die Kite- und Wind- und sonstigen Surfer, für die Wind und Wellen gerade passend sind.
Aufgrund der aktuellen Situation durch Covid 19 blieben Pablo und ich bei diesem Törn zu zweit. Das war eine wunderbare Vater-Sohn-Erfahrung. Wir hatten ein großes Schiff, das schon bei 15 Knoten Wind 8 Knoten Fahrt macht ("Länge läuft"), hatten viel Platz (eigentlich zu viel mit vier Kabinen), viel Zeit für uns mit gutem Essen und Trinken und guter Musik. Pablo ist bei uns der DJ, der die Musik auflegt bzw. streamt, und ich war überrascht, neben Sabina, Joan Manuel Serrat, Ana Belen und George Moustaki auch Musik von Erik Clapton und Freddy Quinn zu hören (Freddy Quinn hatte ich seit 40 Jahren nicht mehr gehört).
PS: Ich habe diesen Törnbericht zunächst spontan Anfang Oktober 2020 für meine Segelfreunde und für den Vercharterer geschrieben, mit einigen Fotos. Für die jetzige erweiterte Fassung (Januar 2021) habe ich aus dem großen Fundus von über 600 Fotos noch ein paar mehr hinzugefügt. Ich bin erneut beeindruckt, wie viele schöne Momente wir innerhalb so weniger Tage erleben konnten.
PS2: Der Törn mit weiteren Segelfreunden auf dem noch schöneren (und größerem) Schiff, einer Sun Odyssee 519, muss wohl noch etwas warten. Die Segelfreunde aus Deutschland sind coronabedingt verständlicherweise zögerlich. Pablo und ich haben auf jeden Fall erst einmal ein etwa gleich großes Schiff wie "Jason" für 2021 gemietet.
Wir hoffen Sie hatten Spaß mit unserem Törnbericht 1: Rund um Mallorca von Friedhelm Budde!
Wir bedanken uns herzlich bei Friedhelm und Pablo für diesen ausführlichen Törnbericht und die vielen schönen Impressionen!