Yachttest der Oceanis 40.1
Oceanis 40.1: Gepflegtes Modell
Branchenführer Beneteau hat sein Volumenboot überarbeitet und als Oceanis 41.1 neu herausgebracht. Mit den Maßnahmen wollen die Franzosen zeigen, dass Modifikationen mehr bringen als ein Neubeginn.
Kleiner Stückzahlen, weniger Umsatz, geringerer Gewinn, weniger Investitionen – die Zeiten immer neuer Modelle in immer kürzeren Entwicklungszyklen scheinen erstmal vorbei. Wurden in der Boomphase vor 2008 nach sogar nur zwei bis drei Jahren Modelle komplett ausgetauscht, lassen sich viele Werften heute doppelt so viel Zeit und mehr; die Konstruktionskosten inklusive formenbau werden über einen größeren Zeitraum gestreckt. Anstelle immer neuer typen tritt eine durchdachte modellpflege auf Basis desselben Bootes.
Die Werften feilen an Details wie dem Deckslayout, dem Ausbau, der Ausstattung, und sie finden Wege, in der Produktion Stunden und auch schon mal Material zu sparen. Der Kunde kann profitieren, wenn die Maßnahmen nicht nur ökonomischem Kalkül folgen, sondern dem Streben nach einem besseren Produkt.
So stellt nun Branchenführer Beneteau sein Volumenmodell 41.1 vor. Der Vorgängertyp 41 war 2011 auf den Markt gekommen, gemeinsam mit den konzeptgleichen Oceanis 45 und 48 (Sammeltest in Yacht 25/2011). Die aktuelle folgt fünf Jahre später und ist immer noch kein grundlegend neues Boot. Was hat die Modellpflege gebracht?
Produktvorstellung in Palma de Mallorca, ein Event als Abbild der Marktsituation: Die Werft präsentiert acht (!) neue Motorboote in den Größen 27 bis 50 fuß – und dazu nur die eine modifizierte Segelyacht. Was ist neu, was geblieben, wie hat sich der Preis entwickelt, wie sieht das Marktumfeld aus?
Die Oceanis 41.1 ist auch aus heutiger Sicht weiterhin ein sehr breites Boot, verjüngt sich nach achtern nicht, bietet ein riesiges Cockpit und den charakteristischen Targabügel, der auch die Großschot aufnimmt. Schon am Dock wird die erste Modifikation deutlich: Die zentrale, fest montierte Badeleiter an der Heckklappe ist verschwunden; eine kleine klappbare und weniger komfortable ist der Ersatz.
Im Yachttest seinerzeit moniert, nun geändert: Die optional elektrisch bedienbare Klappe muss nicht erst geöffnet werden, um den Stauraum der Rettungsinsel zu erreichen. Denn die ruht jetzt in der Backskiste oder noch griffbereiter zwischen den Beinen des Cockpittisches.
Oceanis 41.1: Moderne Flächen unter Deck
Auffälliger die Erneuerungen im Innenraum. Mit einer breiten Tür zum Vorschiff und großen Rumpffenstern ergibt sich ein Plus an Raumgefühl gegenüber dem alten Boot. Moderne, helle Oberflächen und viele rechte Winkel, besonders in der Pantry, erinnern mehr an ein Wohnmobil als an ein Segelboot. Wobei dunkleres Alpi-Mahagoni ebenfalls zur Wahl steht. Mit Kunstleder bespannte Paneele veredeln das Hauptschott und die Salonseiten. Dort stehen sie senkrecht, was die Rundungen der Rumpfschale unsichtbar macht und wieder etwas Raum kostet.
Weitere, wenn auch nicht neue Besonderheit: Der angenehm begehbare Niedergang ist etwa zehn Zentimeter nach Backbord versetzt. Konstrukteur Pascal Conq: „So fluchtet er besser mit dem Durchgang im Salon nach vorn, und wir haben mehr Platz für die Tür der Steuerbordkabine geschaffen, die sonst durch das davor liegende Bad zu klein ausgefallen wäre.“ Die Maßnahme zieht wiederum eine kleinere Backbordkammer mit knapper Koje nach sich, wenn der Kunde denn die Drei-Kabinen-Version wählt. Mit nur einer Achterkabine ist an Backbord ein begehbarer Schrank vorgesehen, und die Backskiste dahinter fällt größer aus. Weitere Wahlmöglichkeit: eine zweite Nasszelle. Die wird im Vorschiff eingebaut und bedingt dann weniger Raum sowie eine schräg stehende Koje.
Etwas knapp fällt in jedem Fall der Platz am Salontisch aus. Dafür wurde der Pantry sehr viel Volumen zugestanden, die so mit reichlich Stauraum, einem riesigen Waschbecken und einem Kühlschrank glänzen kann, der von oben und vorn zu öffnen ist. Diesen einbauten fiel die Navi zum Opfer, die nun als kleine Büroecke für den Laptop backbords vorn am Hauptschott sitzt. Kann man machen.
Weiter nennenswert: Die Dusche ist durch eine Falttür im Bad separierbar. In allen Kabinen gibt es Steckdosen. Die Steh höhen langen von 1,89 bis 1,93 Meter. Scheiben achtern am Aufbau beidseits des Niedergangs sowie Rumpffenster sorgen für viel Licht in den Heckkabinen. Mit nur vier kleineren zu öffnenden Aufbaufenstern und einem Mittelluk ist das Boot jedoch im Salon nicht optimal zu belüften.
Also ab nach draußen. Dort freut sich die Crew über das große Cockpit; es bietet fast so viel Fläche wie der gesamte Salon. An die 1,70 Meter langen Duchten schließen sich beide Steuerstände an, dahinter nochmals Steh und Sitzplatz, zwei optionale klappbare Steuermannssitze und dankenswerterweise im Boden weiterer Stauraum. Der Targabügel reicht bis 1,79 Meter über den Cockpitboden, der Großbaum sitzt gar 2,30 Meter hoch. Wird das Boot wie im Standard vorgesehen mit einem konventionellen Großsegel ausgestattet, ist dieses zum Zusammenlegen im achteren Abschnitt nur per Kletterei auf dem Bügel zu erreichen. Hier hilft Beneteaus Lazy Bag mit Gurten und Laschen, die nicht in der Mitte, sondern seitlich bedient werden. Das funktioniert.
Oceanis 41.1: Bestens unterwegs
Ebenso wie das Boot unter Segeln. Entgegen der recht bulligen Optik kommt die Oceanis 41.1 schon bei wenig Wind gut in Fahrt. Bei nur 2 bis 3 Beaufort schafft sie bis an die fünf Knoten Speed hoch am Wind. Mit Code Zero werden es im Bereich von 60 bis 90 Grad Windeinfallswinkel schnell bis zu 5,8 Knoten. Bei etwas auffrischendem Wind sind an der Kreuz bis zu 6,5 Knoten drin und dies mit einem Wendewinkel von unter 90 Grad.
An diesen Leistungen dürften die optionalen, triradial geschnittenen Tücher mit technora Blackfasern von Elvström Frankreich einen guten Anteil haben (mit German Sheeting System 6.520 Euro).
Ebenso gelungen ist das Steuerverhalten, die Rückmeldung auf dem Ruder und auch die Bedienbarkeit durch den Steuermann, der die Fockschoten sowie die beidseits nach achtern und durch Abklemmer geleitete Großschot vom Rad aus gut im Griff hat. Das Kurbeln aus dem Cockpit heraus gestaltet sich durch die weit außen liegen den harken Winschen dagegen etwas mühsam, auch wenn die als 46er und somit schön groß ausgeführt sind.
Unter Motor gibt es keine Außergewöhnlichkeiten zu berichten. Die marschfahrt liegt mit der Standardmaschine bei 7,5 Knoten, der Geräuschpegel bei maximal 74 db(a) in den Achterkabinen.
Oceanis 41.1: Fazit
In der Summe ihrer Eigenschaften ist die Oceanis 41.1 ein durchaus gelungenes Boot, misst man es an der direkten Konkurrenz. Sie segelt überdurchschnittlich gut bei wenig Wind, ist auch von kleiner Crew bedienbar und bietet viel Platz im Cockpit. Es gibt genug Möglichkeiten zur Individualisierung. Die Verarbeitung entspricht dem Großserienstandard mit seinen Vor und Nachteilen.
Spannend: mit dem Grundpreis von 169.000 Euro liegt die Oceanis nur knapp über dem Preis der Vorgängerin – und positioniert sich zentral: Die Hanse 400 kostet rund 160.000 Euro, die Bavaria 41 166.000 Euro und die Jeanneau 419 179.000 Euro. Eine schwere Wahl.
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