Unser Unternehmensportrait
Die Charterpioniere von der Ostsee
Ein Artikel aus der "Wassersport-Wirtschaft"
1988 übernahm Reinhard Klemme ein kleines Charterunternehmen von seinem Onkel Horst Oskierski, die kleine Christina Werft, mit der er 1972 mit drei Charterbooten der holländischen Marke Jaguar den Grundstock gelegt hat für das heute national und international erfolgreich operierende Yacht- und Charterzentrum Heiligenhafen (YZH). Oskierski, der zuvor in seiner kleinen Werft am Dümmer See Schwertzugvögel gebaut hatte, verschlug es von Osnabrück an die Ostsee - zu Zeiten, in denen der Tourismus rund um die Ostseeinsel Fehmarn aufblühte. Der neue Ferienpark Heiligenhafen versprach aufstrebende Möglichkeiten für den Tourismus am Wasser. Und die erkannte Horst Oskierski beizeiten.
Basisstation: Seit über 50 Jahren ist das YZH in Heiligenhafen zuhause.
Neffe Reinhard Klemme, zuvor in Osnabrück im Heizölgeschäft tätig, folgte dem Onkel 1985 nach Heiligenhafen und ließ sich drei Jahre lang gründlich in die für ihn neue Materie einarbeiten. Zwei Jahre nachdem er das Geschäft übernommen hatte, standen bereits 57 Charteryachten zur Disposition, als kleinste eine Mön 27-Motorsegler, als größte eine Gib Sea 442-Segelyacht.
Es folgte die Gründung eines YZH-Stützpunktes in Greifswald, und die Flotte wuchs auf 67 Boote. Im Oktober 2007 fusionierte man mit der in Flensburg ansässigen Yachtcharter Ostsee von Rainer Kösling, die 64 weitere Boote in den Pool einbrachte. ein Zusammenschluss auf Augenhöhe und mit Verantwortung zu gleichen Teilen.
Beiden Unternehmen wollten gemeinsame Ressourcen nutzen, sich kostensparend aufstellen und mit einem jungen Führungsteam aus der Nachwuchsgeneration, mit Karsten Klemme und Björn Kösling, für die Zukunft rüsten. Karsten Klemme war bereits seit 1996 im väterlichen Unternehmen tätig, Björn Kösling führte die Geschäfte für sein Onkel seit dem Jahr 2000.
1985 umfasste die YZH-Flotte 24 Boote, heute sind es 182 - 100 eigene und 82 für Investoren verwaltete sowie zahlreiche weitere in der Vermittlung von anderen Charteranbietern im Ausland. Unter dem Dach des YZH agieren vier Firmensäulen, die Marken 1. Klasse Yachten, Ecosail, 1. Klasse Events und Ostseebooker. Von 1988 bis 2004 engagierte man sich auch im Yachthandel für diverse namhafte Werften. Das Angebot von 1. Klasse Yachten, dem ursprünglichen Kerngeschäft, umfasst die neueren Modelle in der Flotte, insgesamt 182 (123 in der Ostsee, 20 auf Mallorca und 39 in Kroatien). Zur Marke Ecosail gehören mit 32 Yachten die älteren Modelle. Die Immobilien des Unternehmens und einige eigene Yachten gehören der Ecosail GmbH. Ostseebooker ist der Firmenzweig ohne Seebeine: Hierüber werden seit 2014 Ferienhäuser- und Wohnungen an der Ostsee vermietet. 1. Klasse Events schließlich richtet für Firmenkunden Veranstaltungen aller Art aus.
Starker Partner im Norden: Im Oktober 2007 fusionierte das YZH mit der in Flensburg ansässigen Yachtcharter Ostsee
Standbein im Süden: 2013 hat man sich im Rahmen eines Joint Venturas mit K.P. Winter zu 50 Prozent an Yates Balearen Serivicios Nauticos in Can Pastilla auf Mallorca beteiligt.
Die Macher in Heiligenhafen (v.l.): Gründer Reinhard Klemme, Geschäftsführer Karsten Klemme und Björn Kösling, Dirk Kadach von der Ostsee-Abteilung und Burkhard Fahrenkrog von der Auslandsabteilung.
Die meisten der eigenen und vom YZH für Investoren verwalteten Yachten liegen in der Ostsee in Flensburg, Heiligenhafen und Greifswald. Die Buchungen dort machen den Großteil aller Verträge aus.
Im westlichen Mittelmeer hat man sich 2013 im Rahmen eines Joint Ventures mit K.P. Winter zu 50 Prozent an Yates Baleares Servicios Nauticos in Can Pastilla auf Mallorca beteiligt. "Doch im Ausland etwas aufzubauen", so Reinhard Klemme, "ist nicht so einfach. Da brauchen wir starke Partner vor Ort, auf die wir uns vertrauensvoll verlassen können und die sich mit allem auskennen. Vor allem wenn es um Bankkredite geht, aber auch, weil mitunter durch die lokale Gesetzgebung komplizierte Hürden zu meistern sind." Wie beispielsweise in Kroatien, wo sich das YZH 2014 zu 50 Prozent an der First Class Sailing mit Stützpunkten in Rogoznica bei Split und in der Veruda Marina bei Pula beteiligt hat.
Um neue Kundenfelder zu erschließen, werden im Frühjahr dreitägige Skippertrainings für gemischte Crews und reine Frauencrews angeboten - zu einem Preis, der gerade einmal die Kosten deckt. Mit den Nautic Youngsters, mehreren Veranstaltungen inklusive zweitägigem Segeln und Übernachtung an Bord sowie zünftigen Partys an Land, wurden bereits 500 Jugendliche vom Chartervirus infiziert. Charter-Arrangements mit Flottillensegeln komplettieren das Animationsprogramm. "Noch Unerfahrene fühlen sich dann sicherer und wissen unseren Betreuungsfaktor zu schätzen", so Reinhard Klemme. "Flottillen bringen kaum Geld ein, aber unser Engagement in dieser Hinsicht wird von den Kunden gewürdigt, indem sie zu zufriedenen Stammkunden werden. Und das sind immerhin 80 Prozent aller Kunden." Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Um sich mit Kunden zu treffen und um neue zu gewinnen, ist der alljährliche Messeauftritt auf der boot Düsseldorf ein Muss - auch wenn sich das Buchungsverhalten in den nunmehr 30 Jahren des Bestehens stark verändert hat. Zu 90 Prozent wird online gebucht, zu zehn Prozent nach telefonischer Beratung. Die Voraussetzungen dafür sind ein informativer Internetauftritt und ein Katalog, der eigentlich keine Fragen offen lässt. Aktuell umfasst der Katalog 80 Seiten (plus 84 Seiten Preisliste) mit Beschreibungen der schönsten Segelreviere weltweit, von den norwegischen Fjorden im Norden bis zu den polynesischen Inseln in der Südsee. Zudem gibt es Fotos, Aufteilungspläne und die wichtigsten technischen Daten von 168 Segel- und Motoryachten sowie Katamaranen. Für die Buchung im Hauptsitz des YZH in Heiligenhafen sind zwei Teams zuständig, das eine für die Ostsee unter Leitung von Dirk Kadach, das andere für die ausländischen Reviere, geführt von Burkhard Fahrenkrog. Beide sind bereits seit 1989 im Team und verfügen damit über langjährige Erfahrung.
Und während für Dirk Kadach die meisten Charterboote, für die er verantwortlich ist, fast vor der Haustür in Flensburg oder Greifswald liegen, muss sich Burkhard Fahrenkrog für die Qualitätskontrolle der ausländischen Flotten von gut 75 Vercharterern jedes Jahr für mehrere Wochen auf Inspektionsreisen begeben. In der ersten Zeit kamen da schon mal 22 Reise-Wochen im Jahr zusammen. Mittlerweile setzt er nur noch auf solche Partner, auf die er sich blind verlassen kann. Schließlich steht die Qualität an oberster Stelle, schafft sie doch zufriedene Kunden, die letztendlich wiederum ein wichtiges Sprachrohr für das Unternehmen sind. Und das wissen alle 35 Mitarbeiter im YZH, vom Büroangstellten über die Mitarbeiter in den einzelnen Stützpunkten bis hin um Reinigungspersonal auf den Yachten.
Das Team in Rogoznica: Seit 2014 ist das YZH zu 50 Prozent an der First Class Sailling mit Stützpunkten in Rogoznica bei Split ...
... und in der Veruda Marina bei Pula (hier das Team vor Ort) beteiligt.
Die Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008, die vor allem den Bootshandel gebeutelt hat, hat sich im Chartergeschäft weniger negativ niedergeschlagen. Hier gab es bereits in den Jahren 1995 bis 2000 eine eigene Krise: Die Finanzämter kippten einen großen Teil der Steuersparmodelle, nach denen zuvor Investoren Yachten angeschafft und in die Charter gegeben hatten. In der Folge reduzierte sich die Investitionsbereitschaft erheblich, und kleinere Unternehmen verschwanden vom Markt. "Der Markt hat sich bereinigt", beschreibt Reinhard Klemme die damalige Situation. Für Kapitalanleger, die aktuell in Charteryachten investieren wollen, hat Reinhard Klemme dann noch einige wertvolle Tipps parat.
"Zur Anschaffung von kleineren Modellen kann ich weniger raten, denn für die notwendige Extra-Ausstattung kommen schon mal gut und gerne 50.000 Euro zusammen, bei kleineren Modellen sind es vielleicht gerade einmal 2.000 Euro weniger." Zudem lassen sich größere Yachten zwischen 40 und 50 Fuß ohnehin am besten verchartern, wie Klemme weiß. Fundierte Tipps, die interessierte Anleger durchaus beherzigen sollten, schließlich stammen sie von einem Mann, der seit 30 Jahren fest in der Charterszene verwurzelt ist.
Info: Tel. 04362 73 23, E-Mail: info@charterzentrum.de
Geschrieben von Hans Wischer, Ausgabe 1/2018
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